Rezension: Götterfunke – Liebe mich nicht

Eigentlich liebe ich griechische Mythologie. Ich habe Percy Jackson vergöttert (Haha, Wortspiel!), Göttlich verdammt auch super gefunden und dementsprechend kann ich nicht mehr aufhören, griechische Mythologie einfach nur genial zu finden!

Dementsprechend habe ich mich auch auf dieses Buch gefreut, denn es verspricht einen tollen neuen Aspekt: Die Geschichte von Prometheus, dem Erschaffer der Menschen, der Zeus verärgerte und hereinlegte! Natürlich um ein paar Aspekte erweitert, aber diese Geschichte wurde so tatsächlich noch nicht angesprochen.

Und natürlich – NATÜRLICH – hat das Buch genau alles falsch gemacht, was es falsch machen konnte.

Aber seht selbst, warum mir dieses Buch überhaupt nicht gefallen hat:


bibliographische-daten

  • Autor: Marah Woolf
  • Genre: Fantasy, Jugendbuch
  • Verlag: Dressler
  • Seitenzahl: 429 S.

kurzbeschreibung

Eigentlich wünscht Jess sich für diesen Sommer nur ein paar entspannte Wochen in einem Camp in den Rockys. Sich zu verlieben stand nicht auf ihrem Plan. Doch dann trifft sie Cayden, den Jungen mit den smaragdgrünen Augen, und er stiehlt ihr Herz.

Aber Cayden verfolgt seine eigenen Ziele. Der Göttersohn hat mit Zeus eine Vereinbarung getroffen, auf deren Erfüllung er seit Jahrhunderten hofft. Nur wenn er ein Mädchen findet, das ihm widersteht, gewährt Zeus ihm seinen sehnlichsten Wunsch: endlich sterblich zu sein.

Wird Cayden im Spiel der Götter auf den Sieg setzen – auch wenn es Jess das Herz kostet?


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(Design by: Freepik.com)


Vielen Dank an den Dressler-Verlag und vorablesen.de für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars!


eigene-meinung

POSITIV

  • Hermes, die alte Klatschtante!

Es gibt in diesem Buch immer wieder die Zwischenkommentare und Beobachtungen von Hermes, dem Götterboten höchstpersönlich! Er ist unsichtbar, verfolgt aber alles und jeden mit und liefert uns die Außensicht auf die Dinge.

Dabei kann das alte Plappermaul aber niemals die Klappe halten, was dann in sehr lustigen Kommentare seinerseits ausartet, die wirklich erstaunlich selbstkritisch die Lage zusammenfassen!

Hat mir wirklich sehr gut gefallen, weil er eine ganz klare Meinung zu allem hat und seine Außensicht manchmal echt gut getan hat!

Hermes war gewissermaßen mein Leidensgenosse!

  • Jess, die sich wirklich mal gegen den ach so tollen Cayden gewehrt hat!

Wir haben hier eine coole und wünschenswerte Neuerung: Unsere Protagonistin wehrt sich! JA!

Tatsächlich!

Ich bin genauso erstaunt wie ihr auch! Wie konnte sowas passieren? Ist der Autorin der Federkiel aus der Hand gefallen und die Protagonistin hat ihren eigenen Kopf bekommen?

Denn so bescheuert, wie sich Jess manchmal verhält (Näheres dazu gleich), kann man sie meistens nichts ernt nehmen, ABER – ABER!- sie wehrt sich, wenn der ach so tolle Cayden sie links liegen lässt, ungerecht behandelt oder einfach ein Arsch ist.

Sie ohrfeigt ihn, sie lässt ihn stehen, sie sagt, dass sie schon gut auf sich selbst aufpassen kann.

GENAUSO! RICHTIG! ZEIG’S IHM! GO, JESS!

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NEGATIV

  • JESS! Diese verdammte…ARGH!

Uuuuund da kommen wir auch schon zum Negativen von Jess. Was so ungefähr alles wäre.

Das Mädel ist unorganisiert, kann nichts für sich alleine machen, behandelt Freundinnen nur zum Ausheulen, die ansonsten so gut wie gar nicht erwähnt werden, lässt sich trotz ihrer Gegenwehr von Cayden um den Finger wickeln und er kann trotz ihrer Gegenwehr praktisch mit ihr machen, was er will. Wortwörtlich.

Auch ist super, wie sie in einem Moment total verantwortungsbewusst und auf ihre Familie bedacht ist, aber sich 90% des Buches einen Dreck um sie schert und lieber ihre Gedanken auf heiße Jungs, Altgriechisch und Eis konzentriert, als sich irgendwie mal zu melden, was vielleicht in der Situation nicht ganz unwichtig wäre.

Außerdem haben wir wieder das klassische Phänomen, dass diese “Freundschaft” zwischen Jess und Robyn keine Freundschaft ist, sondern ein: Du bist nicht so hübsch wie ich, aber darfst mit mir rumlaufen, damit ich sehen kann, wie toll ich doch bin. Ne, brauch ich absolut nicht.

Ich habe auch was dagegen, dass sie sich dauernd was vorschreiben lässt, meistens total unwissend ist und dann auf einmal ihr komplettes Wissen auspackt, was vorher gar nicht da war. Hä? HOW?

Was es auch noch gibt: Sie hat Phobien. Angeblich ganz viele. Und wie oft kommen die vor? Genau. Zwei Mal. Im. Gesamten. Buch. Sehr glaubwürdig.

Und ich fange gar nicht erst damit an, dass sie ständig nur an den Fersen ihres Love Interests klebt, sich das gesamte Buch nur um ihn dreht und dass wir wirklich NICHTS anderes von ihm wissen, als dass er total heiß ist, mit allen flirtet, die irgendwo rumstehen und grüne Augen hat. Aha.

Ok, das ist eine Persönlichkeit so tief wie der Marinengraben.

(Zusätzlich muss man erstmal so doof sein, dem Guten statt dem Bösen einen Stein über den Kopf zu ziehen, weil man nicht hinsehen will…Mh…Schlaues Mädel…)

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  • Darstellung der griechischen Mythologie

Ok, alles klar, kurzer Abriss: Prometheus erschafft die Menschen aus Ton, Bruder Epimetheus verteilt Gut und Böse, ist aber zu blöd dazu und die Menschen haben Fehler. Weitere Geschichte: Prometheus stiehlt Zeus das Feuer um es den Menschen wiederzugeben, muss dafür bezahlen und bekommt täglich die Leber von einem Adler rausgepickt. Klar soweit?

Soweit also der Grundstein. Wir haben hier die Erweiterung darüber, dass Prometheus seine Sterblichkeit erlangen will, dazu muss er aber ein Mädchen finden, dass ihm widerstehen kann. Hat er bis jetzt noch nicht.

Außerdem geht es noch um den angeblich verlorenen Sohn des Zeus, der von der verschluckten Metis geboren wurde und nun Zeus gefährdet.

Ich kenn mich so ein bisschen aus, deshalb geht es mir auf den Zeiger, wenn jemand etwas nicht richtig hin bekommt, so auch dieses Mal: Prometheus einziger Bruder war Epimetheus, einen anderen gab es nie und nur weil der Typ von seinem Vater großgezogen wurde, heißt das nicht, dass sie Brüder sind. Prometheus ist ein Titan! Kein Gott! Und trotzdem lässt er sich um die hundert Mal als Gott bezeichnen und Jess sieht in ihm immer nur genau das. Ja geil.

Die Götter leben auch abwechselnd auf dem Olymp, auf Mytikas (Whatever that is) und im Elysion, was gar keinen Sinn ergibt, dort wohnen die Seelen der Helden.

Auch, dass die Götter auf die Erde kommen und sich genau EINER von ihnen (Cayden) einen Decknamen gibt, die anderen aber frei nach Schnauze ihre Götternamen behalten ist für Undercover-Einsätze natürlich bombenschlau!

Außerdem nennen sie ihn alle Cayden! Why? Das ist ein moderner Name, ihr kennt ihn alle als Prometheus! Hä?

Es ist mir auch schleierhaft, warum man vier Götter dazu braucht, diese eine Wette auszuführen, die genau – Wer hätt’s gedacht? – nichts tun.

Und ich will gar nicht erst davon anfangen, wie viele Geschichten hier zurecht gebogen wurden, damit sie irgendwie in die Geschichte passen und auch nicht davon, dass die Götter natürlich gar nicht so sind, wie in den Geschichten, das wäre ja auch viel zu sinnvoll!

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  • SO. BENIMMT. SICH. NIEMAND!

Geschlagene Drei Viertel des Buches saß ich da a) kopfschüttelnd, b) entsetzt oder wollte c) das Buch gegen die Wand donnern.

Denn die menschlichen Interaktionen in diesem Buch sind ein Witz. Ständig wird sich irgendwie an den Händen, Schultern oder sonst wo angegrapscht, obwohl man sich kaum kennt, Gespräche laufen aneinander vorbei, Fragen werden nicht beantwortet, sondern es wird einfach ein anderer Gesprächsstrang angefangen, ständig unterbricht man sich, wenn es spannend werden könnte, indem man entweder weggeht oder sich einfach wieder betatscht.

Mit sowas kann man mich bis ins Grab jagen.

Authentisch und den grundsätzlichen Regeln der menschlichen Logik folgende menschliche Handlungen sind doch das Grundsätzlichste einer guten Geschichte!

Wenn ich mir dauernd denke: WHAAAAAT? WARUM GRAPSCHST DU IHN AN? IHR HABT EUCH DOCH NUR UNTERHALTEN!, dann ist das nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal.

Kann aber natürlich auch sein, dass denen in diesem Camp irgendeine Droge gegeben wird, die es ihnen unmöglich macht, geradeaus oder auch nur in Schlangenlinien zu denken.

Denn die denken einfach gar nicht.

  • Plotlosigkeit!

Ja. Ne. Wo genau war der Plot? Hab ihn in knapp 430 Seiten nicht aufspüren können.

Es war ein totales Geplänkel, alles plätscherte vor sich hin, wenn es hätte spannend werden können, wurde durch Caydens Auftauchen und Jess’ Unfähigkeit wieder jeder Wind aus den Segeln genommen.

Der einzige Höhepunkt in dem Sinne waren die ständigen Eifersüchtelein, die das gesamte Buch bestimmt haben.

Der Plot in dem Sinne bestand aus zwei Handlungssträngen, wobei natürlich nicht der spannende ausgebaut wurde, sondern der, der Mädels zum Heulen und Jungs zum Austicken bringt, während alle anderen wahrscheinlich daneben sitzen und denken: “Wow, bin ich im falschen Film? Was zum Geier treiben die da?”

Auch, dass erklärt wird, wer und was die Götter sind, geht einfach so unter, ist nichts Besonderes und besonders schon gar nicht.

Plot, mein Plot, warum hast du mich verlassen?

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  • Sexismus. Purer Sexismus.

Wenn Äußerungen fallen wie: “Ein Mädchen muss eben auch mal ein Kleid anziehen” oder “Irgendwann muss ein Mädchen die Sache eben selbst in die Hand nehmen”, dann kann ich das nicht Ernst nehmen, finde das sexistisch bis zum Geht-Nicht-Mehr, kann es absolut nicht nachvollziehen, was das mit dem “Mädchen-Sein” zu tun hat und nicht einfach eine Sache ist, die jeder Mensch machen könnte und finde es generell ganz großen Mist.

Auch, dass die Jungs hier als absolute Sexgötter und Jäger dargestellt werden und die Mädels als junge und dumme Dinger, die sich eh nur jedem an den Hals werfen, gegenseitig Bitch-Fights ausrufen und sich mit Blicken um die Jungs kloppen.

Ja. Ne. Kann ich so nicht bestätigen und kann ich so auch nicht unterschreiben. Niemals.

  • Ok, einfach…ne. Einfach ne. NEIN!

Es passiert in diesem Buch so eine Sache. Ich will gar nicht genau drauf eingehen, wann und wo, aber es wird Fremdgegangen. Nicht nur mit Blicken und/oder Gedanken, NEIN! Das wäre ja zu einfach!

Hier wird richtig RICHTIG fremd gegangen. Total. Absolut. Unwiderruflich.

Und das. IST. ABSOLUT. INAKZEPTABEL. AUF. JEDER. EBENE.

Ich kann gar nicht so viel essen, wie ich bei so einer amoralischen Sache, die auch noch als Sieg deklariert wird, kotzen möchte.

Das Schlimmste ist, dass es noch nicht mal als schlecht dargestellt wird, WEIL MAN DAS HALT NICHT MACHT, sondern weil es ja die Protagonistin in ihre Gefühlen für ihn verletzt.

Es wird so dargestellt, als wäre es eine Errungenschaft, den heißen Jungen so weit rumgekriegt zu haben, dass er mit einem fremd geht. Da ist es dann egal, dass man schon einen Freund hat, den man liebt, wenn man nur den absolut heißen Boy rumkriegen kann.

NEIN! ABSOLUT NEIN! NIEMALS!


fazit

“Götterfunke – Liebe mich nicht” konnte mich also nicht wirklich überzeugen. Besser gesagt quasi gar nicht. Obwohl wir ein paar Elemente haben, die ganz ok sind, wie der eigene Kopf von Jess, Hermes’ Kommentare oder den Schreibstil, überwiegen die schlechten Eigenschaften bei Weitem.

Ein unglaubwürdiges Setting, blöde Charaktere (So verhalten sich einfach keine realen Menschen!), eine Insta-Love, die einem nach drei Seiten zum Hals raushängt und zusätzlich noch schlecht verwobene Mythologie, kein roter Faden und schon gar kein Plot.

Lest es nicht, es lohnt sich nicht und wird euch nur Haare und Nerven kosten.

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1,5 von 5 Tintenklecksen!

 

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