Rezension: Stolz und Vorurteil

Kurzinfo:

  • Autor: Jane Austen
  • Genre: Roman
  • Verlag: dtv-Verlag
  • Seitenzahl: 452 S.

Kurzbeschreibung:

Mr und Mrs Bennet müssen nicht weniger als fünf Töchter möglichst vorteilhaft unter die Haube bringen. Die kluge und stolze Elizabeth erweist sich dabei als Problemfall. Um Aristokratenstolz und bürgerliches Vorurteil dreht sich ein wild wirbelndes Heiratskarussell.

Austen_Stolz und Vorurteil_Pride And Prejudice

Eigene Meinung:

Wie schon in einem früheren Beitrag erwähnt, hat mich auf einmal die Lust gepackt, Klassiker zu lesen.

Und weil irgendwie JEDES (wirklich JEDES) Jugendbuch momentan mit Anspielungen daran gespickt ist und es gefühlt die ganze Welt einfach nur großartig findet, musste ich schauen, was da so dran ist.

Und im Klassikerregal (was erschreckend klein ist, nebenbei bemerkt) habe ich diese wunderschöne Ausgabe davon entdeckt. Sowas nennt man dann wohl “Geschenkbuchausgabe”. Hab ich vorher auch noch nie gehört, aber das scheint es zu geben…

Also hier nun meine Meinung:

Ich kann durchaus verstehen, warum die ganze Welt so darauf abfährt. Es ist wirklich ein Roman, der Generationen und Jahrhunderte überdauert und immer wieder neu zu verzaubern weiß.

Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein alleinstehender Mann, der ein beträchtliches Vermögen besitzt, einer Frau bedarf.

Dieses Zitat (das interessanterweise direkt der erste Satz im gesamten Buch ist) ist weltberühmt und ich möchte meinen, dass jeder ihn zumindest mal gehört hat.

Und genau darum dreht sich alles. Die Heirat und das Verheiraten und die Komplikationen, die damit einhergehen.

Miss Bennet und Mr. Darcy: Um diese beiden dreht sich das Geschehen hauptsächlich.

Wir folgen der Geschichte aus der Sicht der zweitältesten Tochter der Bennets: Elizabeth Bennet und verfolgen ihr Leben ungefähr ein Jahr lang.

Allerdings geht es auch um weit mehr, als um die Geschichte der beiden. Es geht um das Leben von ihren vier Schwestern, um Reisen, um schwierige Anverwandte, um Freunde und und und

Jane Austen hat hier, wie ich finde, nicht einen Liebesroman abgeliefert, sondern (für die damalige Zeit recht großen, möchte man meinen) Rundumschlag gegen alle gesellschaftlichen und menschlichen Dinge, die ihr missfielen.

So werden unterschwellig vor allem Geistliche, Heuchler, Schwätzer, Schutzpatronen, abhängige Menschen, Menschen ohne Gefühl, Menschen mit zu wenig Gefühl, hysterische Menschen, Geistlose, Gelehrte und junge Frauen parodiert und kritisiert.

Der Hauptaspekt liegt aber, wie der Titel schon sagt, auf dem Stolz und dem Vorurteil der damaligen Gesellschaft.

Ich denke, dass Austen vor allem die Vorurteile, die Leichtgläubigkeit und die Geschwätzigkeit der Menschen der damaligen Zeit zu kritisieren versuchte.

Denn das ganze Buch dreht sich hauptsächlich eigentlich darum, was wer von wem denkt, wer mit wem redet und wer was von wem erfahren hat. Dies nimmt manchmal so groteske Züge an, dass man gar nicht mehr weiß, ob dies jetzt Spaß oder bitterer Ernst sein soll.

Der zweite Aspekt, nämlich der Stolz, ist auch nicht wegzudenken. Denn jede Familie und ihre nahen (und manchmal auch sehr entfernten) Anverwandten, haben ihren ganz eigenen Stolz. Da wird hier über die gelästert, da über das Fehlverhalten von allen anderen und hast du schon gehört, was da passiert ist?

Das ist wirklich der größte Aspekt dabei und der Stolz der verschiedenen Menschen nimmt Maße an, die wirklich nur noch absurd zu nennen sind. Denn der ist nicht gut genug und prinzipiell kann uns ja keiner das Wasser reichen und niemand ist gut genug für uns ne?

Ich finde bei solchen Aspekten kann die Geschichte schon mal etwas magerer oder nicht so ausgeprägt sein, wie vielleicht bei anderen Büchern.

So ist es dann auch bei dieser Geschichte, denn die Geschichte dümpelt mehr so vor sich hin. Der Fokus wird mal dort hin, mal hier hin verschoben und man folgt eigentlich nur einem: der Zeit.

Denn dieser Roman beinhaltet, wie schon erwähnt, eine Zeitspanne von etwa einem Jahr. Und was in einem Jahr so alles passieren kann, das zeigt uns Austen sehr eindrucksvoll. Schnelle und langsam kriechende Entwicklungen sind dabei natürlich nicht wegzudenken.

Dieses Buch gewährt einen recht guten Eindruck von der damaligen Zeit und ihren Gepflogenheiten und schafft es, diese auch für uns in der heutigen Zeit erfahrbar zu machen.

Allerdings gibt es auch hier kleine Makel:

Denn ich hätte es persönlich viel besser gefunden, wenn Elizabeth keinen Mr. Darcy gehabt hätte und die ganze Zeit über einfach nur ein stiller Beobachter gewesen wäre. Denn so hat man die ganze Zeit nur auf die großen Gefühle hingefiebert, die man bei ihr vermutete, die allerdings nie wirklich zu Tage getreten sind. Man musste schon sehr zwischen den Zeilen lesen, um herauszufinden, dass sie Darcy doch irgendwie mag. Aber auf Liebe hätte ich ohne den Hintergrund des Buches zu kennen, bis dato nicht getippt und fand es auch sehr überraschend.

Dort hätte es dem Buch doch gut getan, die Geschichte noch um etwa 50 bis 100 Seiten zu verlängern, um die Gefühle der beiden wenigstens ein bisschen besser darzustellen.

Übrigens hat Jane Austen für die damalige Zeit einen überraschend großen Sinn für Humor, Sarkasmus und unterschwellige Ironie gehabt.

Am besten gefallen haben mir dabei die Gespräche zwischen Darcy und Elizabeth, die wirklich darauf aus waren, sich gegenseitig unterschwellig und ohne dass die anderen es merken, fertig zu machen.

Die Gespräche zwischen Mr und Mrs Bennet waren wirklich lustig zu lesen, einfach weil er so cool dabei bleibt, wenn seine Frau den Aufstand des Jahrhunderts macht 😀

Und die Gespräche zwischen Mr Bennet und Lizzy waren einfach nur Herz erwärmend, weil die beiden sich einfach so gut verstehen in ihrer Abneigung gegen ungefähr alle.

Insgesamt ein Stück Literatur, dessen Wirkung man sich einfach nicht entziehen kann. Ein Muss für alle, die Bücher lieben. Ein Stück Wirklichkeit, dessen Sog einen trotz Alltagsgeschichten mitreißt und nicht mehr loslässt.

 Bei Klassikern keine Wertung!

 

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