Vorurteile über Buchblogger – Räumen wir mal ein bisschen auf

Mittlerweile gibt es sehr viele Diskussionen über das Buchblogger-Dasein, wie wir in der Community miteinander umgehen sollten, wie wir mit Rezensionsexemplaren und Werbung umgehen sollten und wie wir Buchblogger uns allgemein selber sehen.

Allerdings haben sich dabei auch ein paar Klischee und Vorurteile gebildet, die vor allem im Konflikt Feuilleton vs. Buchblogger immer wieder gebraucht wurden und werden.

Daher: Schauen wir doch mal, ob das wirklich stimmt und machen uns ein wenig über uns selbst lustig!


“Buchblogger? Pfft! Die kennt doch eh kein Schwein!”

HA! FALSCH! In unserer eigenen Buchblogger-Blase sind wir total bekannt! (Ich weiß, dass das kein Gegenargument ist, aber MOOOMENT!)

Denn wie will man denn bekannt definieren? An einer gewissen Anzahl von Followern? Oder Seitenaufrufen? Oder Umfragen?

Und abgesehen davon, dass immer wieder Buchblogger in die Verlagsbranche wechseln, was ihnen gerade durch ihren Blog gelungen ist und vielfach in Zeitungen und Magazinen erscheinen, ist die Buchbranche eben eine ziemliche Nische. Zumindest im Vergleich zu den “großen” Branchen, wie Film oder Sport.

Bücher gibt es so viele, dass es trotz der schier unendlichen Menge, die jedes Jahr verkauft wird, schwierig ist, jemanden zu finden, der deinen eigenen Buchgeschmack hat und die meisten Bücher werden durch Lust und Laune gekauft und nicht durch riesige Werbekampagnen (was sich momentan auch wieder etwas ändert).

Auf jeden Fall sind wir in unserer Branche bekannt und nur weil jemand zum Beispiel ein Ass im Kürbiszüchten oder Forellenangeln ist und eben unter diesen Leuten sehr bekannt ist, spricht man diesem auch nicht seine Bekanntheit ab, oder?

(Und mal ganz unter uns: Wer kennt denn bitte die amtierenden Weltmeister im Badminton, Hockey oder Cricket?)


vorurteile_buchblogger

(Design by: Freepik.com)


“Diese Buchblogger lesen sich doch nur gegenseitig!”

Jain.

Ich bezweifle nicht, dass diese Aussage generell stimmt, allerdings gibt es doch einen Punkt, den es zu berücksichtigen gibt: Bringt die Leute erstmal dazu, euch zu lesen.

Ich spreche aus Erfahrung: “Die” Leute kennenzulernen, eine Zielgruppe anzusprechen und diese auch zu deinem Blog zu locken ist schwer genug.

Also: Jaaa, wir werden großteils von anderen Bloggern gelesen. Aber eben auch von Leuten, die Buchtipps zu genau diesem oder jenem Buch suchen.

Wir haben eine bemerkenswerte “Macht”: Wenn wir im Kollektiv ein Buch gut finden, scheint es auch besser verkauft zu werden, denn man will natürlich kein Jahreshighlight von jemandem verpassen, dessen Lesegeschmack man größtenteils teilt! Dies bestätigt sich dadurch, dass Verlage immer noch mit Bloggern zusammen arbeiten, denn ohne daraus einen Vorteil zu ziehen, würde dies garantiert nicht passieren.

Und wenn es nur wir Blogger sind, die gegenseitig auf Empfehlung unsere Bücher kaufen, ist das auch in Ordnung, denn soll ich euch mal was sagen?

Wir sind verdammt viele! (Allein laut der Topliste von lesestunden.de sind wir über 1300! 1300!)


“Buchblogs sind in den frühen 90ern stecken geblieben. Überall glitzert alles und die Blogs sehen furchtbar aus!”

Nö.

Ganz einfach nö.

Jeder Blog hat einmal seine Anfangsphase, in denen der Blogger keine Ahnung hat, was denn ästhetisch und schön für den Leser ist. Aber das legt sich mit der Zeit.

Ich meine: Habt ihr mal meinen allerersten Header gesehen? DA:

Header

Schrecklich, oder?

Aber seriöse und ansprechende Buchblogs gibt es überall und Leute, die schon länger dabei sind, wissen auch um die große Bedeutung von einer schönen Benutzeroberfläche.

Schöne Beispiele dafür sind Goldblatt-Blog.de, Bücherkaffee.de oder myBookBlog.de, die die Schönheit von Buchblogs auf die Spitze treiben und nicht von professionellen Websites zu unterscheiden sind.

Also kann man festhalten: Buchblogs treten in allen verschiedenen Farben und Formen auf und jeder davon verändert sich mit der Zeit. Der Aufbau und die Professionalität des Designs kann allerdings ein guter Indikator für die Seriosität und die Länge, die ein Buchblog besteht, sein, muss aber natürlich nicht.


“Man wird doch nur Buchblogger, um Rezensionsexemplare abzugreifen.”

WOWOWOWOW! GANZ FALSCH! Ganz falsche Ecke, mein Freund!

Ganz ehrlich gesprochen: Ich habe angefangen, mit BookTube-Videos anzuschauen und habe die Videoblogger für ihre vielen Bücher, ihre Rezensionsexemplare und die Kontakte beneidet und bestaunt.

Allerdings noch viel mehr für die Liebe und Faszination, mit denen sie über Bücher sprachen.

Und weil ich nun mal ziemlich kamerascheu war, wollte ich das nur als schriftliches Format auch machen. Endlich mal meine Meinung zu Büchern kundtun. Endlich mit anderen darüber sprechen.

Und ohne Ahnung von Buchblogs zu haben, habe ich dies auch getan. Bis ich die richtigen Blogs gefunden hatte und meinen Platz in der Bloggosphäre gefunden hatte, vergangen bestimmt 7 Monate.

In all der Zeit traute ich mich nicht, ein einziges Rezensionsexemplar anzufragen.

Klar bin ich nur ein Einzelbeispiel und kann nicht für alle sprechen, aber ich kann sagen, dass Blogs, die nur der Rezensionsexemplare wegen bloggen, diese nicht bekommen werden, oder nicht den langen Atem haben, um ständig neuen Content zu liefern, der Leser anspricht.

Also man kann aus dieser Motivation heraus Buchblogger werden, aber durchhalten wird man damit nicht.


“Buchblogger sind doch eh nur unprofessionelle Mädchen, die keine Ahnung haben.”

Laut lesestunden.de sind zwar nur 8% der Buchblogger männlich, aber Buchblogger dermaßen zu denunzieren und zu demütigen, verstehe ich nicht.

Immer wieder trifft man auf die Tendenz, dass Buchblogger keine Ahnung von Bücherkritik haben und nur eine bunte, nicht ernst zu nehmende Seite im Internet führen.

*räusper* NO! Absolutely no!

92% von uns sind weiblich, ok, ist geschenkt, aber ganz sicher sind wir weder unprofessionell, noch haben wir keine Ahnung.

Zwei Argumente dazu:

Professionalität wird immer wieder diskutiert, es gibt ganze Treffen extra dafür, Blogs ohne Impressum, ohne “About Me” werden nicht ernst genommen. Viele Blogger arbeiten mit einem Redaktionsplan und haben klare Vorstellungen davon, wie Beiträge aufgebaut sind, wie sie ihren Blog am Laufen halten und dass Rechtschreibfehler möglichst zu vermeiden sind.

Andere machen ganze Kurse nur für ihre Suchmaschinenoptimierung und versuchen durch jede Möglichkeit besser zu werden und mehr Leute mit der Lesesucht anzustecken.

Und Ahnung und Fachwissen ist immer relativ zu sehen. Klar ist es wenig aussagekräftig, wenn jedes Buch mit “Ich finde es richtig, richtig gut und will ganz schnell weiter lesen” beschrieben wird, aber das tut nur eine winzige Minderheit der Blogger. Ernstzunehmende Blogger liefern zum Teil fundierte Auseinandersetzungen mit Themen, Büchern und Autoren.

Außerdem ist es auch Fachwissen, wenn man sich in der Liebesroman-Branche gut auskennt und dementsprechend urteilen kann. Ebenso bei Fantasy, Contemporary oder Horror-Thrillern.

Die Arroganz der Literatur und Literaturkritiker, die von sich behaupten, dass allein Diskussionen im Feuilleton von Wert seien, sehen nicht, dass auch emotionale und umgangssprachliche Diskussionen von Wert sind, denn wenn ein Buch mich bewegt und zum Nachdenken anregt, dann kann ich das mit anderen teilen, ihnen Gründe dafür nennen und sie ebenso begeistern.


“Warum schreiben die überhaupt über Bücher? Dafür gibt’s doch den Feuilleton.”

Gerade schon angeschnitten, aber hier noch eine ausführliche Erklärung, und zwar gleich zwei davon:

Die erste ist, dass wir für unsere Leidenschaft des Lesens brennen, uns nicht davon lösen können und deshalb den unüberwindbaren Drang verspüren, uns mit anderen darüber austauschen zu müssen.

Daher schreiben wir Rezensionen, nehmen an Leserunden teil, unterhalten uns über soziale Netzwerke über Bücher. Wir lieben sie, egal wer wir sind und woher wir kommen.

Und die Liebe zu Büchern aus den verschiedensten Genres schweißt uns zusammen und schafft eine der coolsten Communities, die ich je erleben durfte.

Deshalb schreiben wir über Bücher. Sie sind unser Lebensinhalt und unser Innerstes zwingt uns quasi dazu, diesen nach außen zu tragen.

Die andere Erklärung ist, dass auch der Feuilleton Fehler hat, bei weitem nicht jedem zugänglich ist und sich vorrangig mit hoher Literatur befasst (wobei mir bis heute nicht klar ist, an welchen Kriterien sich dies misst).

Allerdings gibt es noch so viele andere tolle Genres! Warum nicht auch über sie sprechen und uns über sie unterhalten?

Auch gern mit Enthusiasmus, Wut, Euphorie, Akzeptanz, Rage, Resignation, Bewunderung, klarer Analyse oder viel Witz.


“Buchblogger sind doch nur Werbeplattformen für die Verlage!”

Nope.

Und wir achten auch höllisch darauf, dass das so bleibt. Wie gesagt, es gibt viele Treffen und Veranstaltungen, an denen Buchblogger untereinander diskutieren, wie sie weiter arbeiten wollen, wie sie unabhängig und glaubwürdig bleiben.

Wir empfehlen Bücher, das stimmt. Dadurch verkaufen Verlage mehr Bücher, das stimmt auch. Aber wir weigern uns, unechte Rezensionen zu verfassen, unsere Meinung kaufen zu lassen, uns selbst als Werbeplattform ohne Sinn und Verstand zu verkaufen.

Wir diskutieren zwar, ob sich nicht mit dem Bloggen Geld verdienen ließe, aber wir sind keine reinen Werber, die mit dem Auftrag rangehen, ein Produkt so gut wie möglich zu bewerten und darzustellen.

In erster Linie sind wir immer noch einfach nur Leser mit unserer eigenen Meinung, die wir gerne teilen möchten und die uns heilig ist.


Diskussions-Time!

Welche Vorurteile kennt ihr gegenüber Buchbloggern? Welchen könnt ihr zustimmen und welche könnt ihr einfach gar nicht glauben? Seid ihr selber Buchblogger und nerven euch diese Vorurteile manchmal genauso?

Lasst es mich gerne wissen!

Awesometastische Grüße,

Anna

 

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