Ich sehe fiktive Menschen! [Die Abgründe der Buchwelten – Eine therapeutische Blogtour]

“Anna, willst du uns denn nun deine Geschichte erzählen?”

Hallo, ich bin Anna und ich sehe fiktive Menschen.

Zumindest sagen mir das immer alle: Es ist nicht real, das ist alles nur in deinem Kopf. Du warst nicht wirklich da. Sowas gibt es in der realen Welt nicht. Das sind doch nur Figuren aus Büchern.

Aber es ist eben doch da! Ich habe es doch selbst miterlebt! Ich kann damit langsam nicht mehr umgehen, schließlich will ich doch nur von dem Horror fliehen, der mich ereilte.

Und Nein, dieser Horror war durchaus real! Fragt doch die Menschen, mit denen ich es erlebt habe!

Ich habe Unglaubliches erlebt. Und das Folgende ist genauso hundertprozentig passiert:


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(Design by: Freepik.com)


Alles fing mit Zeitreisenden an. Komisch, dass Geschichten immer damit beginnen, dass die Zeit auf den Kopf gestellt wird, aber auch bei meiner war es nicht anders.

Ich lief mit einer komischen und tollpatschigen jungen Dame durch die Straßen von London und fand mich plötzlich in allerlei Zeitaltern wieder bis klar wurde, dass wir durch die Zeit reisen konnten, anstatt der total bescheuerten Cousine.

Und dann gingen die Abenteuer mit diesem jungen Mann los. Er war ziemlich arrogant und konnte sich nie so recht entscheiden, ob er die junge Zeitreisende nun mochte oder nicht. Er hat sie total manipuliert.

Aber hinterher haben sie sich doch zusammengerafft und die Welt vor der Unsterblichkeit gerettet. Als ob das so schlecht gewesen wäre, aber mich hat natürlich niemand gefragt!

Das war ein Trauma! Reist mal so unfreiwillig durch die Zeit und seid Zeuge davon, wie sich zwei junge Menschen verlieben! Eine Zumutung war das!

[Ungläubige Blicke der übrigen Patienten und der Therapeutin]

Was? Nein! Glauben Sie mir doch! Diese Menschen gibt es wirklich!

Gleich danach wurde ich nach New York verfrachtet. Wie auch immer ich dort hingelangt bin. Ich bin einfach nur in einem Haus aufgewacht und habe die New Yorker-Skyline vor dem Fenster gesehen! Erst dachte ich, ich wäre in die Zukunft gereist, obwohl das ja total unmöglich war…aber dann war ich plötzlich mitten in einer versteckten Welt voller Hexenmeister, Vampire, Elfen und jungen Menschen, die sich geschworen haben, das Böse auszumerzen.

Sie wohnten in einer versteckten Kirche mitten in New York und niemand anders konnte sie sehen, auch wenn sie Tattoos und Waffen ÜBERALL mithin schleppten! Schrecklich! Keine Manieren mehr, diese jungen Menschen!

Sie mussten viele, viele Schlachten schlagen und Kriege gewinnen und immer war ich mit dabei! Ein Schrecken sondergleichen! Überall Dämonenblut, tote Krieger und ganz viel Drama um nichts!

Und als wäre das nicht genug gewesen, gab es auch noch Konflikte unter den verschiedenen Rassen und so weiter und so fort. Sie hätten doch wenigstens zuerst die Bösen besiegen können und sich dann erst gegenseitig auf die Nase hauen, oder?

Nachdem dieser Krieg also auch geschlagen war, bin ich irgendwo mitten in Amerika aufgewacht und durfte einer kleinen Buchbloggerin über die Schulter schauen, die sich selbst viel zu wichtig nahm. Nebenan wohnte so ein böser Bube, der immer sagte, er dürfe sie nicht mögen, sie dann aber dauernd rettete und sie verführte! Was ein Schurke!

Außerdem haben es diese beiden (Er war ein Alien! Ist das zu fassen!) im Alleingang geschafft, die ganze Welt in eine Apokalypse zu stürzen! Ich hätte sie wirklich umbringen können, aber ich war viel zu traumatisiert von allem, was um die beiden herum geschehen ist! So schreckliche Ding…NATÜRLICH GAB ES DIE ALIENS WIRKLICH!

Julie: “Also ich habe die Apokalypse wohl verschlafen…auf der anderen Seite bekomme ich eh nicht mehr viel mit. Hast du seitdem nochmal so komische Sachen erlebt?”

Ja, als wäre das noch nicht schlimm genug, durfte ich als nächstes mit ganz vielen hyperaktiven Kids, die meinten, von Göttern abzustammen, die Welt retten.

Vor ganz bösen und ganz riesigen Monstern, die alle mehr als nur gefährlich aussahen! Bei jedem Kampf habe ich mich in die Ecke gekauert und es vor Spannung nicht ausgehalten!

Aber einer von denen mit einem Kugelschreiber, der sich zu einem Schwert wandeln konnte, hat sich immer wieder ohne nachzudenken ins Gefecht gestürzt! Törichter Junge! Weiß er denn gar nicht, was er alles anrichten könnte? Er hätte uns alle umbringen können!

Aber dann gab es da noch die halbe Ziege und das blonde Mädchen, die ihm gezeigt haben, dass man auch schlau an die Sache rangehen kann! Wären die nicht gewesen, wären wir heute bestimmt alle tot!

Und dann…dann…dann kam das Zweitschlimmste, was ich je erdulden musste. Ich wachte in einem Sklavenlager auf! EINEM SKLAVENLAGER! Und ich durfte einer Sklavin folgen, die wohl mal eine Assassinin war. Wir durften zum Glück an den Hof eines Königs! Aber anstatt es sich gut gehen zu lassen und einfach das Leben zu genießen musste dieses dumme Mädchen ja Menschen retten und sich ununterbrochen in Gefahr begeben!

Wie oft sie schon fast gestorben wäre! Sie musste aber wohl immer allen helfen und Geheimnisse von ihren Vorfahren aufdecken, die längst tot waren! Die Vergangenheit ruhen lassen, sag ich immer…

Und anstatt sich in Sicherheit zu begeben fängt die eine Revolution an und befreit Leute von Dämonen, holt Leute aus Gefängnissen, widersetzt sich allen und stellt eine Gefolgschaft auf, die sie als Königin eines Landes sehen will…WIE DUMM! Sie hätte doch einfach am Hof des Königs bleiben können! Dort wäre es so viel sicherer!

Außerdem: Ich will nicht davon anfangen, wie seltsam diese ganzen Menschen waren! Sie haben behauptet “Fae” zu sein, was auch immer das heißt, eine war eine blutrünstige Hexe, bei der schaudert es mich immer noch, und viele konnten echte Magie wirken!

Ich habe es zum Glück geschafft, aus dieser Welt zu entkommen, bevor ich den richtigen Krieg miterlebt habe, denn schon die vielen Schlachten in der ersten Zeit waren zu viel für mein schwaches Herz!

Und zuletzt…zuletzt…erlebte ich unsagbaren Schrecken. Auf einmal war ich in der Zukunft. AUF DEM MARS! Und ich durfte zusehen, wie sich ein junger und von Wut erfüllter Junge seinen Weg zur Rache nach oben durchkämpfte.

Seine arme Frau ist gestorben, aber ist das ein Grund, gleich das ganze Sonnensystem auf den Kopf zu stellen? Ich glaube nicht! Viel zu gefährlich!

Wie oft sich dieser Junge in lebensgefährliche Situationen begeben hat! Ich kann es gar nicht mehr aufzählen!

Er hat später ganze Raumschiffe ausgelöscht, wäre so oft selbst fast gestorben, hat so viele Freunde verloren und viele, viele Menschen umgebracht…ich konnte ab der Hälfte nichts mehr mitbekommen, weil ich die ganze Zeit weinend in einer Ecke saß…wer hätte das ahnen können?

Jemand, der, nur weil ihm das System nicht gefällt, eine Revolution anzettelt! Wie barbarisch!

(Und von seinem komischen und vulgären Freund will ich gar nicht erst anfangen!)

Das ist meine Geschichte. Und niemand glaubt sie mir.

Glaubt wenigstens ihr mir?

Therapeutin: “Danke Anna, du hast wirklich viel erlebt und es ist gut, dass du hier bei der Gruppe bist. Wir glauben dir und du kannst frei von deinen Erlebnissen berichten! Stimmt’s?”

*zustimmendes Nicken der anderen Patienten*

“Ok, dann machen wir mal weiter. Ah, Patty, du möchtest als Nächste?”


Na, habt ihr alle Buchwelten erraten können? Verratet mir in den Kommentaren alle, die ihr herausfinden konntet!

Das Buch, um welches sich diese Blogtour dreht, ist “Uns geht’s allen total gut” von Daryl Gregory, was im Fischer TOR-Verlag als eBook erscheint und von einer Selbsthilfegruppe berichtet, die alle Unglaubliches erlebt haben. Keiner sonst will ihnen glauben. Umso unglaublicher ist es, dass ihre unglaublichen und schrecklichen Geschichten sie miteinander verbinden…

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(Mit Klick auf das Cover gelangt ihr auf die Verlagsseite!)


Um weitere Geständnisse in unserer therapeutischen Blogtour zu erfahren, könnt ihr im Laufe der Woche bei diesen Blogs vorbeisehen und ihre Geschichten lesen:

 

 

41 Comments

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