Die besten Jugendbücher aller Zeiten! – Warum jeder Holly Bourne lesen sollte

Ich bin ein Spinster Girl. Was ist ein Spinster Girl? Nun, ein Spinster Girl ist eine Neudefinition des Begriffs „Spinster“, der im Englischen so etwas wie alte Schachtel bedeutet und definiert es neu als eine Gruppe von befreundeten Mädchen – Evie, Amber und Lottie – die sich zusammen regelmäßig bei käsigen Snacks treffen, um über Feminismus, Mädchenthemen und alle möglichen anderen Dinge zu reden. Mädchenpower!

Und damit ist auch schon klar, worum es in diesem Beitrag geht: Um Holly Bournes Bücher! Spezifisch heute um „Was ist schon normal? – Spinster Girls“, was kürzlich beim dtv-Verlag erschienen ist und für welches ich eine Buchpatin bin.

Ich bin völlig überzeugt davon, dass Holly Bournes Bücher die besten Bücher für Jugendliche sind, die es gerade auf dem Markt gibt.


Aber warum genau? 

Diese Bücher (und darunter nicht nur die Spinster Girls!) haben mich komplett aus der Bahn geworfen. Ich habe mich in ihren Botschaften und behandelten Themen repräsentiert gefühlt, ich dachte endlich nicht mehr, dass die Liebesgeschichten nur erfundene Hirngespinste im Kopf eines realitätsfremden Autors sind.

Denn Bournes Bücher haben alle eins gemeinsam: Sie sind brutal ehrlich. Brutal nah dran an der Realität. Aber genau das macht diese Bücher so unfassbar gut!

Ich verstehe, dass jetzt einige denken werden: „Aber ich lese Bücher doch, um in eine fiktive Welt einzutauchen, die nicht viel mit meiner zu tun hat!“ Und – ganz ehrlich – genau so dachte ich auch. Aber diese Bücher haben mich gelehrt, dass es sehr wichtig und sehr befreiend ist, wenn man sich und seine Erlebnisse eins zu eins in einem anderen Medium als nur der eigenen Wahrnehmung repräsentiert bekommt.

Die Mädchen und jungen Frauen in Holly Bournes Büchern sind keine reinen Wesen von höherer Moralität, sie sind nicht immer nett und freundlich und sie haben auch nicht ein ach so schlimmes Leben, in dem die größten Sorgen sind, warum der böse böse neue Junge in der Schule sie böse anschaut.

Diese Mädchen haben echte Probleme – Evie leidet unter Zwangsstörungen, besucht eine Therapie, nimmt Medikamente und möchte einfach nur normal sein.

Amber ist mit sich und ihrem Aussehen absolut nicht zufrieden und total verwirrt, weil sie sich als zu groß und zu rothaarig und generell nicht attraktiv empfindet. Sie ist unsicher und unzufrieden mit sich selbst.

Lottie ist zwar mein absolut lauter, vorlauter und frecher Liebling, aber auch sie hat einige Macken, obwohl sie immer für sich und ihre Freundinnen einsteht.

(Zusammen mit dem dtv-Verlag durfte ich in der Mayersche im Ruhrpark Bochum einen Tisch zum Thema Feminismus und Freundschaft gestalten!)

Diese Mädchen haben Probleme zu Hause, im College, in ihren Beziehungen zu anderen Menschen und generell mit ihrem Leben in der Pubertät. Noch nie habe ich die Jugendkultur so schmerzhaft real dargestellt gesehen, noch nie habe ich mich und meine Freunde so verstanden gefühlt.

All das kann natürlich auch daran liegen, dass die amerikanische Perpektive in vielen Büchern meine (und die generelle Wahrnehmung) des Lesers natürlich stark einengt und eine britische Perspektive dort schon als frischer Wind im Genre gilt. Aber trotzdem hat dieses Buch einen Flair an sich, der mich einfach in seinen Bann gezogen hat.

Als weiteres Argument lässt einen dieser Schreibstil auch nicht weniger als 50 Seiten am Stück lesen. Den ersten Band der Spinster Girls hatte ich in drei Tagen verschlungen. Die beiden anderen Bücher in zwei Tagen.

Ich liebe diesen Schreibstil, der so leicht und fluffig ist, dass man den Abenteuern der jungen Frauen nicht anders als hinterher fiebern kann, aber andererseits auf ernste und wichtige Themen behandeln kann!

Denn ja, wie man vielleicht mitbekommen hat: Feminismus spielt in diesem Buch eine sehr große Rolle!

cof
#IchBinEinSpinstergirl

Ich würde sogar so weit gehen, jedem, der gar nicht mehr weiß, worum es bei Victim Shaming, Mansplaining und allen anderen aktuellen feministischen Diskussionen geht, dieses Buch in die Hand zu drücken und zu sagen: „Hier! Einfach und verständlich erklärt! Bestimmt, aber ohne bestimmerisch zu wirken!“

Denn genau das tut dieses Buch: Während Amber, Evie und Lottie sich bei Snacks darüber unterhalten, dass Mädchen nach Schönheit und Alter bewertet werden, nicht alleine raus gehen können oder gerne von Jungs und Männern unter den Tisch geredet werden, nickt man als weibliche Leserin mit, fühlt sich verstanden, fühlt das Thema auch endlich für einen Teenager-Kontext gut umgesetzt.

Wenn ich könnte, würde ich es jedem in der Stufe meiner kleinen Schwestern in die Hand drücken und zur Pflichtlektüre machen, damit niemand mehr sagen kann, er würde die gesamten Diskussionen nicht nachvollziehen können und Gleichberechtigung sei doch schon längst erreicht und nicht mehr zu verbessern.

Diese Themen setzen sich auch in den nächsten Büchern der Reihe fort, daher empfehle ich dringend, diese Bücher weiter zu lesen, um eine volle Bandbreite der derzeit wichtigsten feministischen Diskussionen zumindest im Ansatz nachvollziehen zu können und dabei noch eine unterhaltsame Geschichte über drei Freundinnen zu lesen!

Nebenher(!) wird in diesem Buch auch noch die Krankheit von Evie behandelt. Evie hat Zwangsstörungen, möchte aber unbedingt ein normales Mädchen sein, das datet, sich mit Freundinnen verabredet und zur Schule gehen kann.

Dies stellt manchmal eine größere Herausforderung da, als man denkt und als jemand, der keine (oder sehr wenige) Kontaktpunkte mit Mental Health-Patienten hat, habe ich das Gefühl, diese Krankheit und wie sie Menschen betreffen kann, sehr viel besser verstehen zu können.

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Ein weiteres sehr wichtiges Thema: Jungs. Und die Liebe.

Evie datet in diesem Buch tatsächlich ziemlich viele Jungs. Oder versucht es zumindest, denn es geht mehr schief, als man sich erträumen könnte. Und die Jungs sind auch häufig Diskussionspunkte in den Spinster Girls-Treffen. Obwohl es dies ja explizit nicht sein sollte. Aber dies zeigte für mich einfach nur, dass man in einer realen Diskussion einfach nicht direkt kontrollieren kann, wohin das Gespräch geht und die Mädels müssen sich gegenseitig auch immer daran erinnern, dass sie doch eigentlich über ein anderes Thema diese Woche diskutieren wollten.

Die Dinge, die Evie passieren, sind nicht ungewöhnlich. Sie sind noch nicht mal selten. Aber in Jugendbüchern werden sie gerne unter den Tisch fallen gelassen und zu Gunsten eines ewigen Traumprinzen mit schlimmer Vergangenheit weggelassen.

Sie passieren aber trotzdem. Und es ist wichtig, dass Mädchen sehen, dass nicht jeder sofort seinen Traumprinzen oder seine Traumprinzessin findet. Dass es schlimme und nicht ideale Erlebnisse gibt. Dass es Leute gibt, die es nicht ernst mit einem meinen, einen nur verarschen oder einfach Probleme in ihrem eigenen Leben haben, die sich nicht einfach durch eine große Liebe lösen lassen.

Das ist wichtig. Das mag nicht der Traum sein. Aber die Darstellung dessen ist verdammt wichtig.

Auch das Phänomen, dass man sich in mehrere Typen gleichzeitig verlieben könnte und unsicher ist, wie man sich in Anwesenheit eines Menschen, den man mag ,verhalten soll. Wie seltsam Dates werden können. Wie schief manche Dinge laufen können, obwohl sie ziemlich gut ausgesehen haben. Und welche Missverständnisse alles kaputt machen können.

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Diese Repräsentation – nicht immer nur perfekte Gespräche, Missverständnisse, verpatzte Dates, keine Offenheit – findet man in allen Jugendbüchern von Bourne, beispielsweise auch in „It Only Happens in the Movies“, in dem nicht nur eine Verabredung total verpatzt wird, sondern auch trotz wundervoller Zeit nicht alles klappt und es große Streits gibt.

Warum also jeder Holly Bournes Bücher lesen sollte?

Weil sie Geschichten aus dem realen Leben erzählen.

Weil sie sich mit wichtigen Themen auseinander setzen und diese für Jugendliche und Erwachsene unterhaltsam und trotzdem akkurat erklären.

Weil das Porträt von echter weiblicher Freundschaft wichtig und richtig dargestellt wird.

Weil die Ereignisse nicht immer nur durchweg positiv sind.

Weil Beziehungs- und Datingprobleme akkurat dargestellt werden.

Weil nicht alle Charaktere perfekte junge Frauen und Männer mit reinen Westen und keinem bösen Gedanken sind.

Weil trotzdem alles unfassbar witzig ist.

Weil man durch diese Bücher durchfliegt und nie wieder aus dieser Welt auftauchen möchte.

Weil man trotzdem sieht, dass Freundschaft und eine tolle Familie einem verdammt viel ausmachen und retten können.

Weil sie zu meinen Lieblingsbüchern geworden sind. Und weil sie auch zu euren gehören sollten.

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Was denkt ihr? Habt ihr das Buch schon gelesen? Oder wollt ihr es noch lesen? Seid ihr auch Spinster Girls?

Wenn ihr möchtet, könnt ihr euch auf www.spinster-girls.de weiter über die Bücher und andere Buchpaten informieren!

 

8 Comments

  1. Pingback: Lovely Bloggestöber #19 |

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