Rezension: 1984

Kurzinfo:

  • Autor: George Orwell
  • Genre: Roman, Sci-Fi
  • Verlag: Heyne Verlag
  • Seitenzahl: 367 S.

Kurzbeschreibung:

Der Staat ist alles, der Einzelne nichts. Wir schreiben das Jahr 1984. Überwachung rund um die Uhr, Neusprech und “Big Brother is watching you” formieren dieses System aus totalitärer Kollektivität.

Es könnte auch in jeder anderen Zeit passieren.

Orwell__1984

Eigene Meinung:

Ich melde mich hiermit mal wieder nach längerer Zeit zurück und ich muss gestehen, dass es auch schon etwas längere Zeit her ist, seit ich dieses Meisterwerk der Science Fiction gelesen habe.

Aufgrund von Klausuren und anderen Lebensumständen habe ich eine längere Pause eingelegt, aber jetzt bin ich wieder da und das aktiver als je zuvor 😀


Es fällt mir immer noch schwer über das Gelesene zu sprechen, denn es hat mich in gewisser Weise schockiert und auch viel mehr berührt, als ich es je gedacht hatte.

Ich hatte schon einiges davon gehört und auch gelesen und es wurde generell immer als Meilenstein der Literatur und als Must-Read bezeichnet und als ich mal wieder in der Buchhandlung stad und gelangweilt war von den ganzen Mainstream-Büchern, die da schon seit Jahren stehen, zog es mich zu den Klassikern und dann zu diesem Buch.

Ich wurde förmlich weggeblasen.

Dieses Buch ist einfach nur eine Bombe. Eine Wucht, die alles in Frage stellt, was in unserer Welt passiert und die erschreckende Parallelen zu unserer Gesellschaft aufweist.

Die Prinzipien dieser Welt sind so perfide wie auch genial erdacht und so leicht zu verlieren, dass es so scheint, als ob schon längst der geniale Gedanke dahinter verloren gegangen ist.

Spoiler lassen sich hier übrigens überhaupt nicht vermeiden.

Angefangen bei dem Schreibstil, der düster ist wie eine Gewitterwolke am Abend eines späten Herbsttages, die ein nahendes Gewitter ankündigt, über eine erdachte Staatsphilosophie, die die Grenzen von allem jemals erdachten sprengt.

Aber genau wie das Gewitter irgendwann losschlagen muss, entlädt sich die volle Wucht dieses Romans auch erst in der Kombination von Schreibstil und Geschichte.

Denn diese ist so simpel wie genial und legt den Fokus auf die Funktionsweise des Systems, das das völlige Antisystem darstellt und trotzdem gar nicht weit entfernt von uns scheint.

Zur Beschreibung dieses umfassenden Systems:

Von überall – Hauswänden, Plakaten, Bildern, Flugblättern und Zeitungen – schaut einem das Bild des “Großen Bruders” entgegen. Daher stammt auch der legendäre Spruch: “Big brother is watching you”. Denn dieser ist als Untertitel immer mit abgedruckt.

Außerdem ist in jeder Wohnung ein Gerät installiert, dass rund um die Uhr wie ein Radio unablässig Musik, Nachrichten und Geschichten abspult, welches nicht abgeschaltet werden kann. Dieses funktioniert gleichzeitig als Überwachungskamera und jeder Bewohner wird rundum die Uhr in seinem gesamten Wohnraum überwacht.

Dann gibt es och das so genannte “Neusprech”. Eine Sprache, die extra erfunden wird, um die Sprache runter zu brechen und sie simpel zu machen. Diese Sprache soll so simpel sein, dass die Menschen weder komplexe Gedankengänge haben noch abweichende Gedanken haben können. Denn was nicht gedacht werden KANN, stellt keine Gefahr dar.


Dies ist nur der grobe Aufbau und die Herzstücke dieses Systems.

Wir verfolgen den Weg eines einfachen Beamten, der sich in Gedanken allerdings nicht mit dem System anfreunden kann und immer mehr dafür tut, nicht mehr darin gefangen zu sein.

Ohne zu spoilern kann ich sagen, dass mich vor allem der letzte Teil dieses Buches förmlich umgehauen hat.

Denn wenn dem Protagonisten mit erschreckender Logik erklärt wird, dass 2+2 nicht 4, sondern 5 ist, wenn jemand es sagt, dann kann man nicht umhin, die Perfidität des Systems zu erkennen und ihm gebührend Respekt zu zollen.

Die Beschreibung dieser Welt mag düster sein und auch unrealistisch, aber wer behauptet, dieses Werk hätte nichts mit unserer Welt zu tun, der irrt sich gewaltig.

Viele der hier überspitzt dargestellten Zusammenhänge lassen sich nämlich sehr wohl auch bei uns erkennen. Und das macht einem mehr Angst, als man zugeben möchte.

Beispielsweise die Vorratsdatenspeicherung, die dauernde Abhörung, die Sicherheitskameras überall und die Manipulation durch verschiedene Interessengruppen kommen Orwells Dystopie verdammt nah.


Was mich am meisten faszinierte, war eine Passage des Buches, die andere sicherlich abschrecken dürfte.

Denn hier liest der Protagonist ein Buch, das von dem angeblichen Rebellenführer gegen das System stammt und das haarklein diese Welt und ihre Funktionsweise beschreibt.

Dies ist wirklich nicht einfach zu lesen oder zu verstehen. Auf der anderen Seite ist es aber sehr interessant und die Gedankengänge und logischen Schlüsse sind zu erschreckend real und nachvollziehbar, um rein der Fantasie zu entspringen.


Ich kann auch Kritiker verstehen, die meinen, dass “1984” als Roman Fehler im Plot und in der geschichtlichen Ausführung besitzt und an manchen Stellen hätte noch besser werden können.

Dies stimmt und dennoch denke ich, dass man über diese Fehler nicht nur hinwegsehen kann, sondern sogar muss.

Denn diese machen das Werk gerade so gut und so beeindruckend.

Beeindruckend real und erschreckend realitätsnah.


Die Charaktere sind noch nicht mal so wichtig, denn Orwell wählt bewusst Charaktere, die in diesem System zu Tausenden vorkommen könnten.

Die Charaktere sind nicht wichtig, sondern die Entwicklung die sie durchlaufen.

Und an manchen Stellen noch nicht mal diese, sondern nur das, was über die Funktion dieser Welt Preis gegeben wird.

Und diese Ebene ist die beeindruckendste.


Als Fazit und weil Klassiker bei mir keiner Wertung unterliegen, da sie eine Klasse für sich bilden, ist 1984 jedem zu empfehlen und für jeden Bücher-Begeisterten ein absolutes MUST-READ.

Es hat viel mit unserer Welt zu tun und sollte eigentlich zur Pflichtlektüre von jedem gehören.

“1984” verändert die Sicht auf die Dinge grundlegend.

 

5 Comments

  1. Pingback: {Rezension} 1984 von George Orwell ♣ Bella's Wonderworld

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