Rezension: Solitaire

Kurzinfo:

  • Autor: Alice Oseman
  • Genre: Roman
  • Verlag: dtv
  • Seitenzahl: 363 S.

Kurzbeschreibung:

Kurz vorweg: Die Beschreibung auf dem Buchrücken ist der reinste Mist. Wer auch immer das verbockt hat, sollte schnellstmöglich aus seinem Job geschmissen werden. Da wird nämlich suggeriert, dass vier Freunde das Jahr ihres Lebens erleben und total gut drauf sind, weil sie sich zusammen tun, um irgendwas zu erleben. Gaaaanz weit daneben. Das Buch hat damit überhaupt nichts zu tun.

Die längere Beschreibung finde ich allerdings grandios. Und hier ist sie:

Die sechzehnjährige Tori Spring hat das Gefühl, dass sie sich zwischen Weltschmerz, Erfolgsdruck, dem Zwang, ihre Zukunft planen, sich selbst finden und jetzt eigentlich die beste Zeit ihres Lebens haben zu MÜSSEN, verliert. Dass sie kurz davor ist, zu zerbrechen an der Gleichgültigkeit der Welt. Dass sich daran auch im neuen Jahr nichts ändern, dass wieder nichts passieren wird. Und dann passiert doch etwas: Tori trifft auf Michael Holden. Eigentlich verkörpert Michael mit seinem Enthusiasmus und der schwarzen Hipster-Brille all das, was Tori verachtet, und dennoch ist sie fasziniert von seiner überschäumenden Lebensfreude und seiner Neugier auf die Welt. Und es gibt Solitaire, eine anonyme Schülergruppe, die seit Kurzem Toris Schule in Atem hält. Anders als alle anderen fragt Tori sich, was und wer wirklich hinter Solitaire steckt.

Das macht doch mal Bock auf das Buch, oder?

Oseman_Solitair

Eigene Meinung:

Bevor wir zum Buch an sich kommen, erstmal ‘ne Kleinigkeit vorweg:

Dieses Cover ist zwar ganz gut, ABER es hat NICHTS mit dem Buch an sich zu tun! Nada, Niente, Ebbe! Was zur inneren Göttin von Anastasia Steel sollen die Zauberwürfel?! Das Wort Zauberwürfel kommt noch nicht mal im Buch VOR. Es geht nicht mal im Nebensatz darum. Und das Mädchen ist NICHT Tori. Sie hat keinen Pixie-Schnitt. Und überhaupt: Warum sitzt sie da mit einem Regenschirm? Das macht überhaupt gar keinen Sinn. Null. Ich könnte mich echt stundenlang darüber aufregen.

Zum Buch an sich:

Ganz großes Kino.

Die Geschichte um Tori und um Solitaire ist spannend und hält der digitalen Generation den Spiegel vor.

Es zeigt die Überforderung mit der Welt und mit anderen Menschen. Es zeigt, wie sehr sich die Leute zurückziehen und niemanden mehr an sich heranlassen. Es zeigt, wie überfordert man mit dem Leben und mit anderen Leuten ist. Es zeigt, dass man andere Leute nie wirklich kennt. Es zeigt, dass jeder Mensch ein Leben hat und sich nicht immer alles um sich selber dreht, sondern genauso um jeden anderen Menschen. Dass die Motive der Menschen vielfältig sind und dass sie genauso sind wie man selbst, nur dass man dies nicht immer erkennt.

Dieses Buch ist magisch. Aber nicht auf die Weise magisch, dass es einem die heile Welt vorgaukelt und alles wunderbar ist. Nein. Es zeigt die Abgründe. Das, was niemand sehen will. Das, was normalerweise noch nicht mal man selbst zu denken wagt.

Es zeigt Toris Überforderung damit, dass alles immer so schön und aufgehübscht ist. Dass niemand glücklich zu sein scheint.

Und dass je glücklicher ein Mensch von außen ist, er desto mehr Probleme hat und diese nur sehr gut geheim hält.

Dieses Buch ist einzigartig.

Es könnte einer ganzen Generation neue Hoffnung geben.

Und es zeigt genau das, was Bestseller wie Shades of Grey nicht hinkriegen: Ein Mensch ist nicht plötzlich geheilt und glücklich bis zum Ende seines Lebens, sobald er mit seiner großen Liebe zusammen ist. Er ist immer noch genauso kaputt und keineswegs ein anderer Mensch. Aber die beiden Menschen können sich helfen, indem sie zusammen sind.

Dieses Buch macht so vieles richtig und fast nichts falsch.

Es haut einen um.

Und macht einen nachdenklich.

Aber jetzt mal der Reihe nach:

+ Tori

Tori ist wunderbar. Ich weiß, dass sie das sofort abstreiten würde, aber sie ist einfach toll. Sie bezeichnet sich selbst als chronische Pessimistin, spricht nicht viel und hat in allem ihre ganz eigene Philosophie. Sie lebt ihr Leben und versucht Zeit totzuschlagen. Für sie vergeht ein Tag wie der andere. Und dann tauch Michael Holden auf.

+ Michael Holden

Michael Holden ist für mich der eigentliche Star dieses Buches (Und ich glaube, dass die Autorin das auch so wollte). Denn er kommt eigentlich gar nicht mit der Welt klar. Er versteht weder, warum alle so handeln, wie sie handeln, noch kommt er mit der Gesellschaft an sich zurecht. Und er verwandelt das alles in eine so gute Laune, dass man sich fragt, ob er dafür extra Höcker im Rücken hat. Michael Holden ist für mich ein Phänomen. Nicht nur, dass er selbst so viele Probleme hat und nicht nur einen Schuss weg hat. Er nimmt sich auch noch Tori an. Seinem Gegenstück schlechthin. Und während sie nie etwas Besonderes sieht, WILL er krampfhaft in allem etwas Besonderes sehen und dies auch allen zeigen. Und somit ist der eigentlich dauernd wütende Michael Holden der eigentlich Protagonist dieses Buches. Ein Phänomen.

Und leider kann ich nicht weiter in meiner Ordnung bleiben, weil meine Gedanken raus müssen.

Ich habe gelitten, gefiebert, gelacht und genossen. Alles dank diesem Buch.

Ich habe gelernt das Besondere zu sehen, auch wenn es nicht da zu sein scheint.

Ich habe gelernt, dass man sich in Menschen sehr täuschen kann.

Ich habe gelernt, dass die besten Menschen meistens die sind, mit denen keiner etwas zu tun haben will, entweder aus Angst oder aus Ehrfurcht.

Ich habe gelernt, dass verrückt nicht immer schlecht sein muss.

Ich habe gelernt, dass es trotz allem Schlechten immer noch wahre Schönheit gibt.

Ich habe gelernt, wie besonders Michael Holden ist.

Ich habe gelernt, dass wir doch irgendwie alle gleich sind. Nur lassen wir es unterschiedlich raus.

Fazit:

Ein tiefgründiges Buch mit viel Inhalt und einer tollen Story, die einen an die Fragen seiner Existenz heranführt. Phänomenal!

5 von 5 Tintenklecksen

 

2 Comments

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