Rezension: The Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche

Am Montag erscheint “The Young Elites – Die Gemeinschaft der Dolche” von Marie Lu im Loewe Verlag und es ist DIE Neuerscheinung des Januars, wenn nicht sogar des ganzen Winters.

Aber kann das Buch das halten, was es verspricht?

Kann das Versprechen einer epischen an der Renaissance in Italien orientierten Gesellschaft, die von einer Krankheit heimgesucht wird, die manche Kinder mit Superkräften zurücklässt, gehalten werden?

Und ist Adelina wirklich die böse Protagonistin, auf die wir uns alle gefreut haben?


bibliographische-daten

  • Autor: Marie Lu
  • Genre: Jugendbuch, Fantasy
  • Verlag: Loewe
  • Seitenzahl: 412 S.

kurzbeschreibung

Über Nacht verfärbten sich Adelinas wunderschöne schwarze Haare plötzlich silbern. Seit sie das mysteriöse Blutfieber überlebte, ist die Tochter eines reichen Kaufmanns gezeichnet und von der Gesellschaft verstoßen.

Aber die Krankheit hat ihr nicht nur eine strahlende Zukunft genommen, sondern auch übernatürliche Kräfte verliehen. Und Adelina ist nicht die Einzige.

Die Gemeinschaft der Dolche wird vom König gejagt und gefürchtet, denn mit ihren unerklärlichen Fähigkeiten sind sie imstande, ihn vom Thron zu stürzen. Doch dazu benötigen sie Adelinas Hilfe…


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(Design by: Freepik.com)


Vielen Dank an den Loewe Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplares!


eigene-meinung

POSITIV

  • Die ersten 150 Seiten

Die ersten hundert Seiten waren vor Spannung kaum auszuhalten, sie waren toll und abwechslungsreich geschrieben, hatten das Feeling eines sehr guten Buches, welches sich seinen Anfang sucht.

Und das fand ich super!

Ich habe den Schreibstil geliebt, die Charakterentwicklung, den Fakt, dass wir direkt ins Geschehen hineingeworfen werden.

Auch die ständig wechselnden Umstände waren einfach nur super und ich war gespannt darauf, was denn noch alles passieren könnte.

  • Die Superkräfte und das System, mit dem sie funktionieren

Die Krankheit, die hier grassiert hat Ähnlichkeiten mit der Pest in der italienischen Renaissance und hat nur einen kleinen Unterschied: Alle Erwachsenen sterben an der Krankheit und ein paar Kinder überleben sie, allerdings sind sie gezeichnet und können von nun an über übernatürliche Kräfte verfügen, die sich bei jedem ganz anders äußern.

Und diese waren wirklich cool und innovativ, von Wind- und Feuerkräften über Illusionen und die Fähigkeit mit Tieren zu kommunizieren.

Auch die Erklärung, wie die Welt im Innersten aufgebaut ist und durch die Götter und Engel und verschiedene Stränge zusammengehalten wird, hat mir sehr gut gefallen und auch die Affinitäten, die jeder Begabte aufweist, die sich auf verschiedene Götter und Engel beziehen und sich in Edelsteinen äußern.

Cool gemacht, mit jeder Menge Grips und Vorstellungskraft dahinter! I LIKE!

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  • Der männlich Kurtesane Raffaele

Raffaele! Nicht nur der Name ist toll, sondern er auch!

Er ist der engste Vertraute des Anführers der Young Elites und beschafft als die beste männliche Kurtesane des Reiches das Geld für den Erhalt der Gruppe heran.

Und OH MEIN GOTT, ER IST SO WUNDERSCHÖN! Ich glaube ich habe noch nie ein so perfektes Wesen in einem Buch beschrieben gesehen. NIEMALS!

Und daher und wegen seiner bedachten, ruhigen und trotzdem berechnenden Art war Raffaele für mich der eigentliche Held des Buches.

Raffaele, der sofort erkennt, wie gefährlich Adelina sein könnte. Raffaele, der ihr trotzdem die größtmögliche Pflege zukommen lässt und sie verwöhnt und eingewöhnt. Raffaele, der spüren kann, wenn Emotionen sich verändern. Raffaele, der sich anmutiger als jeder Gott bewegt.

Raffaele, der als Einziger in dieser Geschichte seinen Kopf benutzt.

dav

  • Die Liebesgeschichte zwischen Adelina und Enzo

Also das ist wirklich kein Spoiler, weil sich das schon aus dem Klappentext und den ersten 50 Seiten erahnen lässt.

Ich kann auch Leute nicht verstehen, die meinen, dass die Liebesgeschichte nur im Hintergrund stattfindet und sehr klein gehalten wird, denn das wird sie definitiv nicht!

Zwar ist sie auch nicht ÜBERALL, aber dafür ist sie an den entsprechenden Stellen groß genug und riesig.

Auch wenn diese Liebe größtenteils auf der rein körperlichen Anziehung zwischen den beiden basiert und ich mich nicht erinnern kann, dass die beiden jemals eine ausführliche Konversation gehabt haben, hatte sie mich sofort in ihren Bann gezogen und ich wollte immer mehr davon!

Die Anziehung zwischen den beiden ist wirklich super gelungen!

dav

  • Gut und Böse sind überhaupt nicht erkennbar

Man kann sagen, was man will, aber “Gut” und “Böse” existieren in diesem Buch nicht.

Man weiß zwar, wer der Böse sein soll und wer die Guten, aber es will nicht so wirklich klappen, was auch an der Sicht von Adelina liegen mag, aber ich fand das wirklich sehr gut.

In anderen Jugendbüchern wird man mit Schwarz und Weiß-Denken zugeschüttet, hier ist die Grenze fließend und jeder ist genauso gut wie böse.

Die Moralität ist quasi nicht erkennbar und jeder muss sich sein eigenes Bild machen.

  • DER EPILOG!

Das habe ich wirklich noch nicht oft gesagt, aber: DIESER EPILOG! OH GOTT, ICH LIEBE IHN! KANN DIE STORY BITTE NUR AUS DIESER PERSPEKTIVE ERZÄHLT WERDEN?

RIESIGER PLUSPUNKT FÜR DEN EPILOG!

dav

NEGATIV

  • ADELINA! VERDAMMT, ich komme nicht mit ihr klar!

ALTER SCHWEDE! Noch nie habe ich eine Protagonistin so verabscheut, wie Adelina! Noch nie!

Sie hat eine Art, viel zu viel zu denken, dann in die falsche Richtung zu denken, dann Annahmen zu treffen, die völlig falsch sind und dann doch aufgrund der Gegenannahme zu urteilen und zu handeln.

Sie denkt nicht nach. Sie hat keine erkennbaren Ziele. Sie lässt sich herumschubsen. Sie hat ganz viele Feinde, kann aber keinen Plan entwerfen und handelt ohne nachudenken.

Sie kann ihre Kräfte nicht kontrollieren. Sie ist einfach nicht meins.

Noch nie konnte ich so wenig mit einer Protagonistin anfangen.

Was ich auch noch sagen will, ist, dass Adelina ja eigentlich die Böse hier sein soll. Allerdings ist sie nicht böse, sondern einfach nur zu blöd, gut zu sein.

Und ich präferiere es definitiv, dass die dunkle Seite eines Menschen gezeigt wird, anstatt, dass sie immer nur “fühlt, wie sich das böse in ihr regt”. Sie handelt nicht aus Rachsucht, Eifersucht oder Arroganz. Sie handelt aus Angst, Panik und Dummheit.

Und das ist für mich in keinster Weise ein Bösewicht, sondern jemand, der es nicht so weit gebracht haben sollte.

dav

  • DIESE VERDAMMTEN MISSVERSTÄNDNISSE!

Es gab einen Punkt in diesem Buch, ab dem es für mich auf ein Niveau ganz unten abgefallen ist.

Der Punkt, an dem Adelina hätte alles besser machen können. Und alle anderen Punkte, an denen sie es hätte erwähnen können, es aber nie getan hat. Damit hat sie die Apokalypse einigeläutet.

Bestimmt wollte sie es nicht, aber sie hätte sich doch bitte mal aufraffen können und es einfach mal machen können, denn es hätte Vorteile für jeden gehabt und sie hätte das Vertrauen der Dolche gewonnen.

Ich glaube Marie Lu hat sich einfach nicht getraut, einen wirklich bösen Charakter zu schreiben, auch wenn sie das sagt. Denn Adelina ist nicht böse. Sie hat diese “böse Natur”, von der aber nie etwas zu spüren ist. Sie weiß einfach nur nicht mit ihren Kräften umzugehen. Und das tut einfach weh. Eine bewusst böse und verdorbene Adelina, die hintergeht und mordet, wäre mir sehr viel lieber gewesen.

Ab diesem Punkt ist auf jeden Fall jede Konversation und jede Entscheidung von Missverständnissen geprägt und alles und jeder versteht sich durchgehend nicht, was verdammt noch mal wehtut! Als Leser habe ich kein Problem damit, auch mal mehr zu wissen, aber den Charakteren bei jeder Situation ins Gesicht brüllen zu wollen, kann doch auch nicht die Lösung sein.

dav

  • Ich habe mich noch nie so über ein Zitat aufgeregt:

Ich habe es satt, immer nur benutzt, verletzt und fallen gelassen zu werden. Ab jetzt werde ich es sein, die andere benutzt. Die andere verletzt. Ich.

Und an dieser Stelle eine ganz klare Spoilerwarnung, denn das ist definitiv ein fetter Spoiler!

ADELINA! ARGH! Das Zitat wäre so awesome, wenn wirklich stimmen würde! Aber es stimmt nichts! Du wurdest während des ganzen Buches nicht “fallen gelassen”. Von niemanden.

Soll ich dir mal sagen, wer hier wen fallen gelassen hat? DU! Du hast die Dolche verraten, benutzt und verletzt (SOGAR GETÖTET!) und alles was dir einfällt, ist, dass DU das arme Schweinchen in dieser Sache bist? DU? Ernsthaft?

Die Dolche haben alles verloren und du stehst da, stärker als je zuvor, mit deiner Schwester und BEKLAGST DICH WORÜBER EIGENTLICH? Dass sie davon geredet haben, dich zu töten? Haben sie es getan? NEIN!

Und dass sie dir misstrauen und dich nicht mehr dabeihaben wollen, nachdem du alles und jeden in deiner Umgebung benutzt und verraten hast, ist doch NICHT MEHR NORMAL! DENK DOCH MAL NACH MÄDCHEN! SIE HABEN JEDES RECHT DAZU! JEDES!

Adelina, du bist völlig realitätsfremd.

fazit

Ein Buch, was mich  verwirrt hat, aufgeregt hat, aber auch gute Momente vorzuweisen hatte.

Eine ambivalente Protagonistin, die gefühlt ALLES falsch gemacht hat, hat es mir nicht gerade leicht gemacht, mich in dieser Story wohlzufühlen, eine nicht klar ausgebaute Fantasywelt machte es noch viel schwerer, abgesehen von den ganzen Missverständnissen, die sich wie ein roter und blutiger Faden durch die Geschichte ziehen.

Allerdings mochte ich die ersten 150 Seiten sehr gerne und auch der Epilog war wahnsinnig gut! Und allein für diese Seiten und den männlichen Kurtesanen Raffaele gibt es 3 Tintenkleckse!

Ich hoffe, dass der zweite Band mich mehr überzeugen kann!

tintenkleckse_3

3 von 5 Tintenklecksen!

 

24 Comments

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