Rezension: “Die Spur der Bücher” von Kai Meyer

Kai Meyer hat seinen neuen Fantasy-Roman veröffentlicht, der uns wieder mal in die Welt der Bibliomantik entführt!

Ein Prequel zu seiner “Seiten der Welt”-Trilogie, in der wir einige alte Gesichter, aber auch neue Charaktere kennenlernen, die die Welt formen, in der die Protagonisten aus “Die Seiten der Welt” leben.

Kann das gut gehen und genau so süchtig machen, wie die vorherigen Bücher? Oder ist es ein schlechter Abklatsch geworden?


Bibliographische Daten

  • Autor: Kai Meyer
  • Genre: Detektivroman, Historischer Roman, Fantasy
  • Verlag: FJB
  • Seitenzahl: 442 S.

Kurzbeschreibung

Eine Stadt im Bann der Bücher.

Mercy Amberdale ist in Buchläden und Antiquariaten aufgewachsen. Sie kennt den Zauber der Geschichten und besitzt das Talent der Bibliomantik. Für reiche Sammler besorgt sie die kostbarsten Titel, pirscht nachts durch Englands geheime Bibliotheken. Doch dann folgt sie der Spur der Bücher zum Schauplatz eines rätselhaften Mordes: Ein Buchhändler ist inmitten seines Ladens verbrannt, ohne dass ein Stück Papier zu Scaden kam. Mercy gerät in ein Netz aus magischen Intrigen und dunklen Familiengeheimnissen, bis die Suche nach der Wahrheit sie zur Wurzel aller Bibliomantik führt.


Vielen Dank an den Fischer Jugendbuch-Verlag für das Rezensionsexemplar!


Eigene Meinung

POSITIV

  • Eine geliebte Welt, wie man sie noch nicht gesehen hat

Die Welt der Bibliomanten und der Magie der Bücher sollte ja allen bekannt sein, die “Die Seiten der Welt” schon gelesen haben. Und auch hier entfaltet diese Welt unter den wachsamen Augen des Lesers mal wieder ihre absolut beste Seite und präsentiert sich vielschichtig mit immer wieder neuen Überraschungen und absolut fantasievoll dem Leser.

Dabei kommt die Liebe zur Literatur ganz stark durch. Jeder Buchliebhaber MUSS diese Bücher lesen! Sie feiern die Literatur, zeigen ihre Ecken und Kanten genauso authentisch wie die Denkweisen, die über die Literatur vorherrschen.

Diese Welt mit Origamis, Bibliomantik, Seitenherzen, der absoluten Vergötterung der Bücher und der wunderschönen Beschreibung der Bücher, Seiten und Geschichten ist ein wahres Meisterwerk.

cof

  • Eine tolle Protagonistin mit ihren ganz eigenen Macken

Mercy Amberdale ist Bibliomantin und etwas ganz Besonderes. Nicht nur, weil sie einfach das tut, was sie tun will und auch nicht zurückschaut, auch ihr Scharfsinn, ihre Finesse und ihre Geschicklichkeit müssen bewundert werden.

Sie hat es verdient im Mittelpunkt dieses Buches zu stehen.

Denn auch sie ist ein einem ewigen Konflikt gefangen, den wir Menschen so gerne mögen. Dieser wandelt sich im Verlauf des Buches und Mercy wird mit vielem konfrontiert, was ihre Welt total auf den Kopf stellt.

Mercy ist eine ideale Protagonistin Interessant genug, um das Buch hindurch im Mittelpunkt zu stehen, aber nicht aufgeblasen genug, um alle anderen zu überdecken!

  • Die Bibliomantik

Bibliomantik – also die Magie, die Büchern innewohnt und von begabten Bibliomanten zu allem genutzt werden kann, was man sich vorstellen kann!

Hier wird sie ein wenig anders angewandt, als in “Die Seiten der Welt” und viele Dinge sind noch nicht bekannt, was aber wohl nicht verwunderlich sein dürfte, wenn man bedenkt, dass etwa 250 Jahre zwischen den Ereignissen liegen.

Auf jeden Fall wird diese einnehmende Art der Magie schon wieder so lebendig, so echt und so realistisch beschrieben, dass man nach dem Lesen quasi davon ausgeht, dass Bücher doch Magie enthalten MÜSSEN, anders geht es doch schließlich gar nicht!

Ich liebe die Bibliomantik, die Seelenherzen, selbst die Penny Dreadfuls und ihre eigentümliche Magie. Was für Wunderwerke diese Idee von sich gibt!

cof

  • Politik, Intrigen und Geheimnisse

Mal wieder schafft es Kai Meyer, seine Geschichte trotz ausschweifender Beschreibung in eine Flut von Plot Twists, enthüllender Geheimnisse und komplizierter und doch anschaulicher Politik zu stürzen und dem Leser trotzdem noch alles zu erklären! Ich bin sehr fasziniert von der Komplexität der sozialen Strukturen und allem, was damit einhergeht!

NEGATIV

  • Kein Lesefluss entstand

Ich habe mich wirklich schwergetan, in dieses Buch hineinzufinden, was sonst bei Meyer-Romanen gar nicht passiert. Ich finde immer innerhalb von 20 Seiten in das Buch und liebe es dann dort. Nicht so bei diesem Buch. Das kann natürlich auch an der derzeitigen Situation liegen, da ich viel zu tun habe, aber es entstand für mich (außer am Ende) einfach kein übergehender und übergreifender Lesefluss, was ich natürlich unfassbar schade finde.

Denn so geht einem viel Spaß an diesem Buch verloren.

cof

  • Ich hatte Probleme, dieses Buch überhaupt wieder in die Hand zu nehmen

Ich wollte dieses Buch eigentlich schon vor einer Woche rezensiert haben. Spätestens. Ich hatte Uni und mehrere Termine in der Zwischenzeit, daher erklärt es vielleicht meine Leseunlust, aber die muss sich auch durch dieses Buch begründen, denn ein anderes Buch konnte ich zwischendurch problemlos lesen, beenden und rezensieren.

Ich hatte partout keine Lust, in diese Geschichte einzutauchen. Leider kann ich absolut nicht sagen, woher diese Tendenz kommt und wieso das passiert, aber es muss auch teilweise an der Erzählweise dieses Buches lesen, die nicht gerade schnell voran geschritten ist.

  • Manche Plottwists vollzogen sich zu schnell

Gerade am Ende saß ich mehrmals mit Fragezeichen im Gesicht auf dem Bett und fragte mich, was denn nun eigentlich passiert war.

Zwar bemüht sich Meyer, die Geschehnisse klar zu erklären, sie voneinander abzugrenzen und einzuordnen, allerdings versagt dies für mich gerade am Ende. Dort, wo es am Nötigsten gewesen wäre.

All die Stränge kamen zusammen und ergaben eigentlich ein schönes Gesamtbild, allerdings werde ich das Gefühl nicht los, einen riesigen Zusammenhang übersehen zu haben.

  • Nebencharaktere zu blass

Es gibt einige Nebencharaktere in diesem Buch: Tempest, Philander, Cedric von Astarac, den Polizeichef, etc.

Allerdings bleiben von ihren Persönlichkeiten nicht wirklich viel übrig, außer ihre wichtigsten Eigenschaften, aber nichts, was sie wirklich zu Charakteren macht, so wie das bei jedem Charakter in “Die Seiten der Welt” geschehen ist. Das war unglaublich schade, denn jeder dieser Charaktere hätte es verdient, eben nicht nur eine blasse Nebenfigur zu sein.


Fazit

Ein tolles Prequel in einer geliebten Welt mit vielen tollen neuen Charakteren – vor allem die Protagonistin – die mich von sich überzeugen konnten. Allerdings schleppte sich die Geschichte ziemlich voran, entscheidende Handlungen vollzogen sich zu schnell und ich bin einfach nicht in den Lesefluss dieses Buches gekommen.

Das wirkte sich leider auch auf die Bewertung des Buches aus. Ich hoffe, dass mich die Folgebände wieder mehr von sich überzeugen können!

Trotzdem ist die bibliomantische Welt einer meiner absolut liebsten Welten, die leider nur auf dem Papier existieren. Die Details dieser Welt, die Politik dahinter und die verschiedenen Auswirkungen der Liebe zu Büchern ist auf jeder Seite zu spüren.

Tintenkleckse_3.5

3,5 von 5 Tintenkleckse

 

10 Comments

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