Rezension: Rat der Neun – Gezeichnet

Jeder hat von dem neuen Buch von Veronica Roth gehört. Jeder wollte es lesen, hat es gelesen oder boykottiert es aus Gründen, auf die gleich noch eingegangen werden soll.

Aber eine ganz große Frage sticht heraus: Ist das neue Buch von Veronica Roth genauso gut wie ihre letzte Trilogie? Hat es das Zeug zum Weltbestseller?

Und ganz wichtig: Kann Roth durch eine Welt im All führen und sie uns verständlich darstellen?

Zusammen mit der absolut tollen Vera von Chaoskingdom habe ich mir genau darüber Gedanken gemacht und diese Rezension verfasst.

Ich habe Vera fünf Fragen gestellt, die sie beantworten sollte und sie mir ebenfalls fünf!

So let’s get started!


bibliographische-daten

  • Autor: Veronica Roth
  • Genre: Sci-Fi, Fantasy, Jugendroman
  • Verlag: cbt
  • Seitenzahl: 595 S.

kurzbeschreibung

Sie könnten nicht unterschiedlicher nicht sein: Cyra, Schwester des tyrannischen Herrschers Ryzek vom Volk der Shtet, und Akos vom benachbarten friedliebenden Volk.

Durch die Vergangenheit ihrer Vorfahren verfeindet, durch die Schicksale ihrer Familien verbunden.

Trotz aller Widerstände kommen sie sich näher.

Und müssen sich entscheiden: sich gegenseitig zu helfen oder zu zerstören…


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(Design by: Harryarts / Freepik.com)


Vielen Dank an den cbt-Verlag und das Bloggerportal für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars!


eigene-meinung

Gleich zu Anfang: Ich habe gefühlt nichts über dieses Buch zu sagen. Gar nichts. Ich habe dieses Buch zugeklappt und mir gedacht: “Hm, ok, das war’s dann wohl.”

Fertig. Aus. Nada. Niente. Ebbe.

Und dann ist mir aufgefallen, dass ich ja doch noch eine Rezension schreiben muss und auch will, was sich aber (wie ihr sicher wisst) schwierig gestaltet, wenn das Buch meiner Meinung nach so nichtssagend war wie ein leeres Blatt Papier.

Vorne weg: Ich fand es nicht schlecht. Ich fand es nur nichtssagend. Es lief an mir vorbei, ohne wirkliche Spuren zu hinterlassen.

Es fühlte sich an, wie ein Außenstehender zu sein, nicht direkt mit den Charakteren verbunden, nicht direkt in der Geschichte drin. Ich glaube, ich weiß jetzt, wie sich Geister fühlen, die einfach nicht eingreifen können, denen es aber auch einfach egal ist.

Aaaaber kommen wir doch lieber zu den Fragen von Vera!

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  1. Gleich zu Beginn: Bist du mit Erwartungen oder Vorurteilen an das Buch gegangen? Hattest du Angst, es könnte dir nicht gefallen? Hast du bereits etwas anderes von Veronica Roth gelesen?

Uuund da sind wir wieder genau an derselben Stelle. Verdammt. So war das nicht geplant.

Jap, ich habe vorher den ersten Band der “Die Bestimmung”-Reihe von ihr gelesen. Damals fand ich es noch ganz gut, aber es wurde immer und immer nichtssagender, je länger das Gelesene zurücklag. Daher kann ich mit Sicherheit sagen, dass ich die beiden Folgebände niemals lesen werde.

Und das hatte folgende Gründe: Ich fand das Buch zu kalt. Zu kalt geschrieben, keine Emotionen, keine Nähe zu den Charakteren, alle Emotionen fühlten sich gekünstelt an, die Geschichte wirkte teilweise an den Haaren herbeigezogen, war aber gleichzeitig an manchen Stellen zu schnell, an manchen zu langsam und es fehlte ganz eindeutig an Sympathieträgern.

Und exakt – und damit meine ich EXAKT – dasselbe Problem hatte ich auch mit “Rat der Neun”. Ich mochte es einfach nicht, dass das Buch zwar ganz tolle Ideen hatte, die kreativ umgesetzt wurden, es aber trotzdem nicht so rübergebracht wurde, dass man sich für sie interessiert hätte. Die Geschichten über den Strom waren interessant, aber wurden so lustlos und ohne Hintergedanken und Plotstärke erzählt, dass sie schlichtweg langweilig waren.

Ebenfalls betrifft dieses Problem die Protagonisten. Sie sind gefühlskalte Eisblöcke. Obwohl ich diese Beziehung schon bedeutungsvoller fand als die von Tris und Four, war sie schon wieder einfach so da. Keine Entwicklung, keine langsame Annäherung (obwohl genau das beabsichtigt war) und schon gar keine aufregenden Gefühle dahinter. Es wirkte für mich eher wie eine Art Stockholm-Syndrom, als eine wirkliche und tolle Liebesgeschichte.

dav

 

2. Durch die vielen neuen Begriffe und Bezeichnungen gleich zu Beginn des Buches viel der Einstieg ein bisschen schwer. Wie kamst du im Laufe der Geschichte mit der neuen Welt und den Charakteren klar?

Und da kommen wir zu etwas, was ich echt toll fand: Ich war sofort in der Welt drin. Ich hatte selbst gehört, dass es schwierig ist, in diese Welt hineinzufinden, aber genau das Gegenteil war bei mir der Fall. Es war, als hätte ich schon die ganze Zeit gewusst, dass genau diese Welt hinter den Seiten schlummert.

Ich kann daher nur empfehlen, sich das hinten angehängte Glossar anzuschauen, welches gut in die Welt einführt, ohne dabei zu viel zu verraten.

Damit gelingt der Einstieg in diese komplexe Welt sehr viel leichter.

Zum Weltenbau muss gesagt werden, dass Veronica Roth es geschafft hat, eine komplexe, riesige und zerrissene Welt zu schaffen, welche den Leser nicht sofort wieder entlässt, sondern ihn festhält und dabei immer wieder neue Dinge einführt, die unbekannt oder auch erschreckend wirken. Ganze Kulturen werden aufgebaut, erarbeitet, erklärt und mit anderen Kulturen verglichen, wobei klar wird, dass nicht eine Kultur die beste ist oder alles richtig macht, sondern, dass jede ihre Vorzüge hat.

Ich mochte die Welt sehr gerne, auch wenn alles außerhalb der Thuvesier und der Shotet sehr blass blieb, allerdings gab es auch nicht viel Gelegenheit, andere Planeten zu besprechen.

dav

 

3. Die so genannten Lebensgaben sind ein fester Bestandteil des Buches. Cyra kann anderen Schmerzen zufügen, Akos kann Stromflüsse unterbrechen, anderen können Gedanken übertragen, können Sachen reparieren und ähnliches. Welche Gabe hättest du gerne? Und eventuell auch ein vom Orakel vorbestimmtes Schicksal?

Die Gaben des Stroms sind das Fantasy-Element dieses Buches und JEDER – wirklich jeder – hat eine, die seine Persönlichkeit widerspiegelt.

Diese Idee finde ich sehr cool, besondere Gaben sind im Allgemeinen total genial!

Außerdem gibt es Orakel, die in die Zukunft sehen können und bestimmte Ereignisse, die mit bestimmten Personen zusammenhängen, und in jeder Zukunft passieren, nennt man Schicksale. Akos und Cyra haben beide ein Schicksal, so wie fast jeder wichtige Charakter in “Rat der Neun”. Allerdings sind diese immer auch sehr wage, sodass nicht klar wird, was genau passiert.

Ich denke nicht, dass ich gerne ein Schicksal hätte, da mir dann dieses immer im Kopf herumspuken würde und meine Taten einschränken würde.

Als Gabe hätte ich aber total gerne Gedankenlesen. Das wäre so verdammt awesome! (Auch wenn es sicherlich Nachteile hätte, wie jede Gabe es in diesem Buch hat)

 

4. Ryzek ist sehr geprägt von seinem tyrannischen Vater. Seine eigene Herrschaft unterscheidet sich kaum von der seines Vaters, jedoch weiß man, dass dies eigentlich nicht sein wahres Wesen ist. Was meinst du wird uns in Zukunft noch erwarten?

Ryzek ist ein riesiges Arschloch. Punkt. Auch, wenn man weiß, wie er so geworden ist, wie seine Gefühle sind und warum er sich wie verhält…er ist immer noch ein Arschloch.

Seine Darstellung ist zwar perfekt, um zu signalisieren, was Menschlichkeit bedeutet und wie Schwäche sich ausbreiten kann und einen Menschen zerstört, trotzdem kann ich ihn nicht ab.

Seine Herrschaft ist von Grausamkeit, Ungerechtigkeit und totaler Machtsucht geprägt, was nicht nur ihn zerstört, sondern sein ganzes Volk. Außerdem ist er einer der größten Feiglinge, die mir je begegnet ist. Jemals. Vor seinem Schicksal wegzulaufen und nicht zu sehen, dass genau das es ist, was es eintreten lässt, ist unglaublich dumm.

Daher erwarte ich nichts von diesem gescheiterten Wesen, bin aber gespannt, was er alles noch aushecken wird, um nicht zu sterben…

dav

 

5. Dieses Buch ist ja sehr heiß diskutiert worden im Vorfeld und es gab einige harte Anschuldigungen gegen den Inhalt der neuen Fantasy-Reihe. Sind die Aussagen deiner Meinung nach gerechtfertigt?

Da ist das, was ich eigentlich total zerreißen wollte. Mich darauf stürzen und es zerpflücken.

Aber da ist nichts. GAR. NICHTS!

Viele haben sic im Vorfeld beschwert, dass “Rat der Neun” rassistisch sei und die Krankheit des chronischen Schmerzempfindens verharmlost oder falsch darstellt.

Über die Schmerzen kann ich nicht urteilen, da ich diese Krankheit nicht habe, ABER ich kann sagen, dass es ganz und gar nicht positiv dargestellt wird. Überhaupt nicht. Nicht ein kleines bisschen. Cyra leidet das gesamte Buch unter ihrer “Gabe”, die ihr das Leben wortwörlich zur Hölle macht. Nur am Ende wird es ganz kurz anders, aber da kommt wirklich der Fantasy-Aspekt mit ins Spiel. Sollte jemand wissen, was an der Darstellung falsch gewesen sein soll, bitte verratet es mir!

Zum Rassismus: Och komm schon! Ernsthaft? Die beiden Völker sind beide nicht ganz weiß oder schwarz. Leute von beiden Völkern werden als hellhäutig, braun und dunkelbraun beschrieben. Beide Völker sind jeweils gemischt und keineswegs nur schwarz oder weiß.

Und dass hier ein schwarzes Volk als grausam und nicht zivilisiert dargestellt wird, ist totaler Blödsinn, denn 1. wird in diesem Buch gerade dargestellt, warum dieses Volk nicht so schlimm ist und ebenfalls eine Kultur hat und 2. wie gesagt: Nicht alle Shotet sind schwarz. Sie sind ebenfalls ein Mischvolk.

Und ganz zum Schluss diese Sache: Wäre es anders herum gewesen, wäre Cyra weiß und Akos schwarz gewesen, dann wäre der Aufschrei nicht gewesen, wie man ein weißes Volk nur so grausam und schwarze Völker so verharmlosend darstellen kann, sondern wie man schon wieder eine Sklaven-ähnliche Beziehung, bei der der Schwarze der Sklave ist, einbauen kann.

Dementsprechend: Sorry, aber auch nach eingehender Recherche und nach dem Blick auf viele verschiedene Meinungen, kann ich den Rassismus-Vorwurf wirklich nicht verstehen. Ich bitte um Aufklärung.


fazit

“Rat der Neun” ließ mich gespalten zurück, nicht nur, weil ich nicht genau weiß, was ich von dem ganzen Buch halten soll, sondern auch, weil es Elemente in sich vereint, die ich gut und schlecht gleichzeitig finde.

Obwohl Veronica Roth sich seit “Die Bestimmung” deutlich verbessert hat, fehlt mir immer noch die Verbundenheit mit der Geschichte. Die Beziehung zwischen Cyra und Akos war zwar süß, aber mir zu kalt. Das Worldbuilding und die Plottwists haben mir aber dennoch Spaß gemacht, auch wenn sie teilnahmslos geschrieben wurden.

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3 von 5 Tintenklecksen!

 

13 Comments

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