Der erste Roman des Wissenschaftsjournalisten Jens Lubbadeh, der ein unglaublich schönes Cover vom Heyne-Verlag spendiert bekommen hat.
Es beschäftigt sich mit dem Tod. Und zwar nicht nur ein bisschen und nicht in Form eines gestorbenen Verwandten oder geliebten Menschen, sondern im Sinne der Unsterblichkeit.
Ist es wirklich möglich unsterblich zu werden? Ist es möglich digital wieder aufzuerstehen? Sollte man wirklich alle Daten im Leben eines Menschen aufnehmen, um ihn hinterher wiederauferstehen zu lassen?
Ist der digitale Klon wirklich der Mensche, der zuvor gestorben ist? Oder nur eine fahle Kopie?
Und was passiert, wenn diese Kopien nicht mehr exakt sind?
Kurzinfo:
- Autor: Jens Lubbadeh
- Genre: Science Fiction
- Verlag: Heyne Verlag
- Seitenzahl: 445 S.
Kurzbeschreibung:
Der Traum der Menschheit vom ewigen Leben ist Wirklichkeit geworden: Dank Virtual-Reality-Implantaten können die Menschen als perfekte Kopien für immer weiterleben. Auch Marlene Dietrich ist als Star wiederauferstanden und wird weltweit gefeiert – bis sie eines Tages spurlos verschwindet. Eigentlich unmöglich!
Für den Versicherungsbeamten Benjamin Kari wird aus der Suche nach ihrem digitalen Klon ein mörderisches Katz-und-Maus-Spiel.
Eigene Meinung:
Eins vorweg: Dieses Buch ist für ein Debüt wirklich sehr cool geschrieben. Ich würde sogar sagen: Super geschrieben.
Die Kulissen bauen sich innerhalb von Sekunden und Sätzen auf und die Charaktere und ihre Handlungen werden toll beschrieben. Die Dialoge sind gut aufgebaut und dem Schreibstil ist leicht zu folgen und man wird an die Hand genommen, durch diese tolle Geschichte.
Dabei bleiben die Sätze allerdings trotzdem sehr kurz und knackig und es gibt keine unnötigen Ausschweifungen, die von der Geschichte oder von der Technik ablenken könnten.
Die Charaktere, sowohl Hauptcharaktere, als auch Nebencharaktere, haben alle ihre Relevanz und eine klare Rolle, die allerdings nicht immer gleich ersichtlich wird. Jeder Hintergrundcharakter bekommt seine eigene bewegende Hintergrundgeschichte, die gut auf seine jetzigen Situationen und Emotionen abgestimmt ist. Jeder Charakter bekommt seine eigene Handlungsoption und sein eigenes herausstechendes Merkmal, welches ihn unverwechselbar und unabdingbar für die Geschichte macht.
Auch die Emotionen der Figuren sind gut dargestellt und ohne Ausnahme nachvollziehbar.
Ein kleines Highlight sind die Dialoge, die diese komplexen Figuren miteinander agieren lassen und sie in Witz und Nuancen aller menschlichen Emotionen zusammenbringen, was der Geschichte noch mal einen eigenen Schub verleiht.
Und genauso wie die Charaktere in diesem Buch an die virtuelle Realität gebunden sind, ist auch der Leser an die Seiten dieses Buches gebunden. Fast unmöglich aus der Hand zu legen, denn konstante Spannung und flüssiger Schreibstil erhalten die Neugier des Lesers.
Das Spannendste an diesem Buch sind allerdings die Gedanken, die man sich immer wieder machen soll. Man wird nicht dazu gezwungen und mit philosophischen Ergüssen überhäuft, sondern man wird leicht und nachdenklich auf bestimmte Dinge hingewiesen, die die Situation bestimmen und vielleicht noch ins Negative beeinflussen könnten.
Dabei sind Gedanken über den Tod, das Leben, Menschlichkeit, Überwachung und Verantwortung der Menschen ein zentrales Thema, was mich positiv überraschte.
Hätte ich nicht von diesem Buch gedacht, aber es hat mir auch neue Perspektiven eröffnet, die ich vorher gar nicht in Betracht gezogen hatte. Chapeau!
Auch etwas, was mich überraschte: Die Geschichte macht Sinn! Also nicht, dass das jetzt etwas völlig Neues wäre, allerdings finde ich es schon bemerkenswert, dass hier keine großen Logikschnitzer auftauchen oder Plotholes entstehen.
Es ist so verdammt nah an der Realität, dass man sich fragt, ob Jens Lubbadeh nicht aus der nahen Zukunft wieder zurück gereist ist, um uns zu warnen oder auch einfach nur, um uns zu berichten, was uns erwarten wird.
Diese Detektivgeschichte mit Technologie-Einschlag ist wirklich super geworden, das muss man dazu sagen. Ich hatte viel Spaß, weil ich eigentlich immer Spaß an Technologie und Detektiven habe. Ich mochte das Buch wirklich gerne. Aber leider gibt es auch einige Kritikpunkte.
Die da wären:
Ein wissenschaftliches Phänomen (Leuchten und Materialisieren, ne?) wurde mir nicht genug erklärt. Es war mir nicht klar und ich glaube, dass da auf jeden Fall eine gute und begründbare Idee hinter stand, allerdings wurde sie nicht gut rüber gebracht.
Manchmal fühlte sich schon die Hälfte des Buches nach einem Ende an. Man fragte sich die ganze Zeit, was denn nun noch kommen sollte, denn eigentlich war doch der Endkampf schon ausgefochten.
Und dann waren die letzten 100 Seiten einfach nur zu verworren, schnell und überstürzt. Ich habe nicht mehr wirklich alles verstanden und die Handlungen waren zu unkoordiniert, zu schnell, zu unverständlich…hat mich nicht völlig überzeugt.
Das Ende allerdings war wieder gut und hat einem nochmal Vieles zum Nachdenken gegeben. Sehr schön!
Fazit:
Ein sehr toller Science Fiction Roman, der aufzeigt, wie die Zukunft in nicht mal 30 Jahren aussehen könnte.
Es ist erschreckend realistisch, von vielen Gedanken zu Leben, Tod, Verantwortung und Menschlichkeit gespickt und mitreißend und emotional geschrieben.
Abgesehen von den letzten 100 Seiten, die ein wenig zu wirr waren und der mangelhaften wissenschaftlichen Erklärung eines Vorfalls, ist “Unsterblich” ein wundervolles Buch geworden, dass fabelhaft aufzeigt, wie unser Leben höchstwahrscheinlich in sehr naher Zukunft aussehen wird!
4 von 5 Tintenklecksen!
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