“Vicious – Das Böse in uns” von V.E. Schwab | Rezension

Erinnert ihr euch noch an den Beitrag, den ich mal über Antagonisten und Bösewichte geschrieben habe? Darüber, dass sie mir in den meisten Büchern einfach nicht ausgereift genug waren und dass ich mir immer wieder wünschen würde, dass Bösewichte nicht einfach nur böse sind, weil sie böse sein sollen? Dass ich mir ambivalente Helden und Bösewichte gewünscht habe und man sich eigentlich dauernd fragen sollte, auf welcher Seite man jetzt steht?

ICH HABE DIESES BUCH GEFUNDEN!


Bibliographische Daten

  • Autorin: V.E. Schwab
  • Genre: Fantasy, SciFi, Superhelden
  • Verlag: Fischer TOR
  • Übersetzerin: Petra Huber und Sara Riffel
  • Seitenzahl: 381 S.
  • ISBN: 978-3-596-70503-0

Kurzbeschreibung

 Das Leben – das echte Leben – ist kein Kampf zwischen Gut und Böse. Es ist ein Kampf zwischen Böse und etwas Schlimmerem.

Victor Vale und Eli Ever wollen sterben. Allerdings nicht, um tot zu bleiben, sondern um mit außergewöhnlichen Fähigkeiten wieder aufzuerstehen. Als junge, brillante Medizinstudenten wissen sie genau, was sie tun. Sie planen das Experiment minutiös – und haben Erfolg: Beide kommen verwandelt wieder ins Leben zurück. Eli entwickelt eine erstaunliche Regenerationskraft und wird praktisch unsterblich, Victor kann anderen Schmerz zufügen oder nehmen. Was sie nicht unter Kontrolle haben, ist die Tragödie, die durch ihr Experiment ausgelöst wird. Denn Superkräfte allein machen keine Helden …


Vielen Dank an den Fischer TOR-Verlag für das Rezensionsexemplar!



Eigene Meinung

Ich liebe V.E. Schwab schon seit ihrer „Vier Farben der Magie“-Reihe, die ich wirklich abgöttisch verehre und wo ich mich immer noch nicht traue, den letzten Teil zu lesen, weil ich so hohe Erwartungen, von den anderen beiden Teilen habe. Ich liebe ihre Ideen, ihre unfassbar tollen und fundierten Plots und Welten und finde es genial, wie sie Charaktere und Dialoge schreiben kann. Das einzige, was mich immer ein wenig nervt, ist, dass es teilweise sehr hölzern wirkt und so, als wäre in jedem Satz schon ein: „Muss so, weil das in meinem Skript steht“ verbaut. Als würde die Geschichte ein wenig sich selbst davonlaufen.

„Vicious“ hat viele der Qualitäten, die ich beim Schreibstil dieser Autorin absolut liebe. Aber eben auch ein paar derer, die ich nicht so gerne mag. Es wirkt immer ein wenig gezwungen, als wüsste die Autorin, was sie sagen wollte, würde aber keinen guten oder eleganten Weg finden, es konkret in die Story einzubauen.

Aber auf der anderen Seite hat mir „Vicious“ so gut gefallen, wie schon lange ein Buch nicht mehr! Ich liebe die beiden Protagonisten – Victor und Eli. Sie sind sich so gleich und doch so verschieden, dass alleine diese beiden Charaktere einen großen Teil und Charme des Buches ausmachen.

Man startet das Buch in der Gegenwart und in der Vergangenheit, erzählt wird also in zwei Zeitsträngen, die dadurch getrennt sind, dass Victor in der Zwischenzeit im Gefängnis gesessen hat. Wofür erzählt der Strang der Vergangenheit, in dem wir die Vorgeschichte der beiden Erzfeinde erfahren, die mal beste Freunde waren.

Denn angefangen dabei, dass diese Freundschaft, die doch immer auf gegenseitigem Wettbewerb und abkapseln von allen anderen bestand, bis hin dazu, dass ihr Wettbewerb sich auch auf dieselbe Frau erstreckte, sind Eli und Victor das perfekte Beispiel dafür, wie Ehrgeiz und ein kleiner Tropfen Missgunst und versteckter Neid aus zwei Freunden erbitterte Feinde machen können.

Ich liebe es, wie die beiden als oberflächliche Freunde beschrieben werden, die aber beide ahnen, dass in ihnen beiden etwas Größeres und vielleicht Gefährliches schlummert, dass sie vielleicht auch auseinander rauskitzeln wollen. Beide wollen durch Nahtoderfahrungen besondere Kräfte erlangen.

Bei Eli gelingt dies, bei Victor allerdings nicht. Da Victor aber nicht nur eine Randnotiz in der Geschichte von Eli sein will, beginnt er, alle bekannten Grenzen zu überschreiten und tut dabei Dinge, die eigentlich nicht vorgesehen waren, ihn aber über die Grenze treiben und ihn zu dem machen, was er ist.

Dieses Buch ist eine spannende Erfahrung. Denn noch nie habe ich mich so oft gefragt, wer in dieser Geschichte denn nun der Böse oder der Gute ist. Ich schwanke immer wieder dazwischen, Victor besser zu finden, weil er sich für seine Ungerechtigkeit rächen möchte und er der eigentliche Protagonist des Buches ist und Eli, der eigentlich nur Victor aufhalten und dafür zur Rechenschaft ziehen will, was vor 10 Jahren schiefgelaufen ist.

Aber dann erkennt man die Schattenseiten und die Lichtseiten der beiden, denn natürlich hat jeder von beiden nicht nur eine Motivation, sondern mehrere, hat über die Jahre andere Seiten an sich entwickelt, möchte absolut alles und jeden ummähen, nur um sich am Ende rächen zu können. Ich finde teilweise Eli viel sympathischer, dann Victor und dann beide völlig unmöglich und viel zu böse für diese Welt.

Und genauso stelle ich mir einen guten Roman mit Antagonisten und ambivalenten Bösewichten vor.

Ich liebe außerdem die Kampfszenen, die V.E. Schwab mit einer Leichtigkeit in jeden ihrer Romane webt, als wäre es nichts und die mich so mitreißen, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen kann, auch wenn ich es gerne würde. Generell ist ihr Schreibstil sehr mitreißend, absolut unnahbar und doch voller Emotionen.

Auch die Nebencharaktere konnten mich voll überzeugen. Besonders das Dreiergespann aus einem menschlichen Schrank, dem obercoolen Victor, einem kleinen Mädchen und einem riesigen untoten Hund haben mich schwer verzaubert und ich möchte noch viel mehr der sarkastischen Gespräche zwischen ihnen haben!

Außerdem überzeugt Schwab immer wieder auch mit ihren Plottwists, von denen man bis zur letzten Seite nicht verschont bleibt, die einen immer wieder mitreißen und nicht mehr loslassen. Sie erscheinen immer überraschend aber doch irgendwie als logische und epische Fortsetzung der Geschichte und genau dies finde ich so genial an der Art und Weise, wie Schwab ihre Bücher schreibt.


Fazit

Abschließend kann ich zu diesem Buch nur sagen: Kauft es euch, wenn ihr auch nur annähernd auf Superhelden, Superschurken, ambivalente Charaktere oder geniale Plots und viele Psychospielchen steht. Ich konnte dieses Buch nicht aus der Hand legen und würde es absolut und wärmstens allen Fantasy-Fans oder Superhelden-Fans empfehlen!

5 von 5 Tintenkleckse
 

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