“Unpregnant” von Jenni Hendriks & Ted Caplan | Rezension

 “Unpregnant” ist ein Buch, welches schwierig und leicht zu lesen ist. Es ist wahnsinnig wichtig und beschäftigt sich mit einem der wichtigsten feministischen Themen: Abtreibung.

Was passiert, wenn man mitten in den USA in einem Staat mit sehr rigorosen Abtreibungsgesetzen auf einmal schwanger wird. Und was ist, wenn die nächste Abtreibungsklinik 1600 Kilometer weit weg ist. Und wenn niemand davon erfahren darf, dass man a) schon Sex hatte und b) schwanger ist und abgetrieben hat.

Ein wilder Roadtrip durch Amerika mit einer aufblühenden Freundschaft im Gepäck.


Bibliographische Daten

  • Autor*innen: Jenni Hendriks & Ted Caplan
  • Genre: Jugendbuch, Abtreibung
  • Verlag: Fischer Jugendbuch
  • Übersetzerin: Kattrin Stier
  • Seitenzahl: 298 S.
  • ISBN: 978-3-8414-4033-4
  • Zum Buch!
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Kurzbeschreibung

 Wahre Freundinnen zeigen dir nicht den Weg, sie fahren ihn einfach mit dir

Veronica macht keine Fehler. Sie ist Jahrgangsbeste und als Rednerin für die Abschlussfeier ihrer Schule vorgesehen. Deshalb starrt sie ungläubig auf ihren positiven Schwangerschaftstest. Das darf nicht wahr sein.

Doch schlimmer geht immer: Die nächste Klinik für eine legale Abtreibung ist 1600 Kilometer weit weg, und die Einzige, die ihr hilft, ist Bailey Butler, ihre ehemals beste Freundin.

In diesem warmherzigen Road-Trip-Roman voller schwarzem Humor fahren die beiden quer durch den amerikanischen Südwesten und finden ihre Freundschaft wieder. 


Vielen Dank an den Fischer-Verlag für das Rezensionsexemplar!



Eigene Meinung

Ich liebe “Unpregnant”. Punkt. Aus. Ende.

Nicht nur finde ich es absolut wunderschön, dass es endlich ein Jugendbuch aus der Perspektive einer Jugendlichen gibt, die abtreiben will und die dies nicht groß hinterfragt, sondern für die es absolut feststeht. Nein, ich finde es außerdem grandios humorvoll und leicht geschrieben, während es eines der politisch aufgeheiztesten Themen in den USA gerade ansteuert und jeden einzelnen Treffer versenkt.

Man kann sich das Buch als Roadtrip vorstellen. Oder als Flucht vor einem wildgewordenen Ex. Oder als Erzählung weiblicher Solidarität. Oder als politisches Statement.

Man kann diesem Buch so viel nachsagen, wie man möchte. Man kann sagen, es wäre politische Propaganda oder würde bestimmte Dinge verharmlosen. Man könnte auch sagen, dass es zu leicht mit diesem ernsten Thema umgeht. Aber eine Sache kann man eben nicht sagen: Dass es ein schlechtes Buch ist.

“Unpregnant” begleitet zwei Mädchen, die 1600 Kilometer fahren müssen, damit eine von ihnen eine Abtreibung ohne elterliche Zustimmung bekommen kann. Die eine ist die absolute Außenseiterin, während die andere Jahrgangsbeste mit einer Gruppe an Freundinnen und einem tollen Freund hat. Aber diese sind eben nur so toll, wie der Schein es erahnen lässt.

Und so lernen beide Mädchen nicht nur sich selbst, sondern auch sich gegenseitig viel besser kennen und lernen sich ebenfalls zu schätzen in diesem wilden Trip durch Amerika und seine politische Kulisse.

Denn dieses Buch ist erstaunlich politisch, wenn man es wagt, hinzuschauen. Von Protestierenden gegen die Abtreibungsgesetze über Gläubige, die vom “Baby-Holocaust” schwafeln bis hin zu den Geschehnissen in Mittelamerika: Ghost Towns, die völlig verlassen sind. Strip Clubs im Nichts. Nicht per Anhalter fahren können und wollen, weil Serienmörder so verbreitet waren. Nicht in seiner Kleinstadt mitten im Nirgendwo versauern wollen. Zerrüttete Familien und Familien, die nicht zulassen, dass man anders ist. Und natürlich Armut. So. Viel. Armut.

Aber “Unpregnant” schafft es dann doch, dass man sich zeitweise fühlt, wie auf dem absurdesten High School-Roadtrip aller Zeiten, der nur von ernsten Themen und gelegentlichen emotionalen Entladungen durchbrochen wird. Denn dieses Buch macht einfach Spaß. Es wird von der Dynamik der beiden Mädchen getragen, die sich zuerst nicht leiden können, aber dann den Wert wahrer Freundschaft verstehen und sich selbst treu bleiben können, selbst wenn es gegen ihr gesamtes früheres Leben spielt. Und sich gegenseitig retten können sie auch sehr gut. Und sie tun es auch sehr oft.

Dieses Buch ist einfach ein wilder Ritt durch eure Gefühle und ihr solltet es euch auf keinen Fall entgehen lassen. Ich musste bei vielen Szenen laut auflachen, war häufig schockiert oder genauso verloren wie die beiden Protagonistinnen. Teilweise war ich gerührt, wenn den beiden aus heiterem Himmel Hilfe zu eilte oder war mit ihnen schockiert, wütend, glücklich oder auch einfach nur stinksauer.

Ich hoffe, ihr überlegt dieses Buch zu lesen. Nicht nur wegen des Themas. Sondern auch wegen einer lustigen, actionreichen, schnelllebigen Story, die davon lebt, dass die beiden Hauptcharaktere unfassbar spannend sind und man sich perfekt in beide hinein versetzen kann.


Fazit

Ein so unfassbar wichtiges Buch, welches ich nicht in meinem Regal missen möchte. Dieses Buch ist nicht nur für Jugendliche wichtig, um zu erkennen, wie wichtig ein Zugang zu Abtreibungen und Verhütung ist, sondern auch, um den wahren Wert von Freundschaft zu verstehen und zu verinnerlichen. Ein Buch über ein Kernthema des Feminismus, welches humorvoll, leicht und doch eindrucksvoll erläutert, wie essentiell Feminimus in jedem unserer Leben ist und wie man dies zeigen kann, ohne einmal das Wort Feminismus zu erwähnen.

5 von 5 Tintenkleckse
 

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